Der Niederrhein. Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr…. Eigentlich spielt es hier überhaupt keine Rolle…
Vor über 20 Jahren bat man mich etwas über den Niederrhein zu erzählen und ich war ganz verzückt über diese spannende, herausfordernde, abwechslungsreiche Aufgabe. Wie sagte meine Oma früher so schön: Vom Lügen bekommt man rote Haare. Und ich jetzt zu meiner Entschuldigung sage: Ich habe eine hellrote-blonde Haarpracht. Was, wenn ich es mir jetzt so recht überlege, meine Lage grade auch nicht unbedingt verbessert. Aber belassen wir es einfach mal dabei. Ich war zu der Zeit nicht ganz Niederrhein unerfahren, denn etliche Jahre zuvor ging ich mit einem Mädchen, eigentlich einer gestandenen Frau, da sie um einige Jahre älter und ein wandelndes Niederrhein-Lexikon war, und so musste ich häufig mit ihr durch die rheinischen Niederungen pilgern.
Und ich mich nun über das niedliche Wörtchen „ging“ freue und mich gedanklich fortreißt in die wunderbare, naive, sorglose Schulzeit, wo man so kleine Briefchen schrieb: Willst du mir mir gehen? Diese dann noch mit kleinen Ja und Nein Kästchen versah, faltete und das, in eine glückselige Zweisamkeit führende, Papier über Tische und Bänke an die holde Maid weiterreichte. Um dann von hinten ein lautes schrilles, entsetztes Nein zu hören, so dass einem jedes Kreide-an-der-Tafel-quietschen wie eine wohlklingende Bach´sche Sonate vorkam. Mein Gott, was für eine herrlich unschuldige Zeit. Aber verlassen wir die verspielte Traumzeit.
Mit dem Niederrhein erfahrenen, süßen Mädel bereiste ich reichlich den platten Landstrich und entdeckte dabei Orte von denen ich noch nie etwas gehört habe. Bei einigen war es auch gut so, andere wiederum lohnten entdeckt zu werden, ein paar waren mir durchaus bekannt, so wie das kleine Städtchen Bedburg-Hau unweit von Kleve. Eigentlich ist der Name Bedburg-Hau, in unserer Gegend, ein Synonym für geistig verwirrte Mitmenschen, da es eines der größten psychiatrischen Kliniken weit und breit, und auch gerne einen mal selber, wenn man sich nicht vorsieht, beherbergt. Warum ich gerade jetzt darauf komme wird mir bei dem konfusen Geschreibsel klar. Und vielleicht kommt daher auch der Ausspruch: Der Kerl hat einen Hau. Obwohl, so erklärte mir mal ein Heimatkundler kommt der Spruch wohl von: Dem hat man wohl eine mit ne Bratpfanne drüber gehauen. Da streiten sich die Gelehrten. Hauptsache wirr im Kopf.
Berühmtheit erlangte der Ort natürlich in erster Linie durch sein Schloss Moyland, welches 1339 das erste Mal in irgendeinem Grundbuch als Wasserschloss Erwähnung fand. Und 1662 zu einem barocken Wohnsitz für Freiherr von Spaen umgebaut wurde. 1695 verkaufte er sein kleines Domizil an die preußische Königsfamilie, die hier und da mal vorbeischaute. Verbrieft ist ein Treffen am 11. September 1740 zwischen dem preußischen König Friedrich II und Voltaire. Im Februar 1945 wurde es stark beschädigt und stand lange Zeit als Ruine herum. Ich muss so um 1988 die königliche Stätte besucht haben, was allerdings nicht urkundlich bestätigt wurde. Man muss mir halt einfach so glauben. Kurz darauf begann der Wiederaufbau und heute beherbergt das Schloss über 6.000 Werke des Klever Künstlers Joseph Beuys und ist somit die größte Sammlung weltweit. Allerdings ohne Badewanne oder Fettecke. Wer mag kann hier etwas darüber nachlesen. Hab mal was erzählt. Aber auch in Moyland lief das Ganze nicht ohne das übliche Gezänk und Gezeter zwischen den einzelnen Interessengruppen ab. Was ich aber viel zu ermüdend und langweilig finde um darüber auch nur ein Wort zu verlieren.
Viel spannender fand ich die Hochzeitsmesse, die dort just stattfand. Merkwürdigerweise fanden Kutschen, Oldtimer, Torten oder vergoldetes Besteck mehr Aufmerksamkeit und Anklang bei den Besuchern als olles Fett und Filz. Hunderte von jungen „Burgfräuleins“ drängten sich in dem umgebauten, angrenzenden, ehemaligen Reitstall um Brautsträuße, Brautkleider oder anderen Braut-Krimskram zu bewundern, zu bestaunen und zu begrabschen. Einige versuchten sich schon in der über-Kopf-rückwärts-werfen-Blumenstrauß-Disziplin. Früh übt sich, wer eine Meisterin werden will. Andere bekamen den Hals vom Hochzeitskuchen naschen nicht voll und andere brachen in Tränen aus vor lauter Verzweiflung, welche Tischdekoration den besonderen Tag unvergesslich machen könnte. Ich fand das Treiben weitaus unterhaltsamer, spannender und interessanter. Bin halt ein Kunstbanause. Ach ja, die Torten waren kleine Kunstwerke. Eine Geschmacksexplosion. Schon dafür lohnt es sich mal wieder zu heiraten.
17. Januar 2018 um 12:24
Für mich wäre eine Hochzeitsmesse kein Grund zum Heiraten, auch finde ich den ganzen Hochzeitskult
heute sehr übertrieben.
Der Niederrhein lohnt einen Besuch auch so.
Herzliche Grüsse.
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17. Januar 2018 um 19:47
Ich gebe dir vollkommen recht, der Niederrhein ist größten Teils überaus schön und eine Reise wert. Auf einer Hochzeitsmesse war ich noch nie, bin auch durch reine Zufall da rein gestolpert, aber es hatte was. All die glücklichen und doch nervösen, jungen Damen zu beobachten. Und auch die Mütter. Klar, heirate ich nicht, aber so ne leckere Torte hätte ich schon gerne gehabt.
Liebe Grüße aus´m Pott
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19. Januar 2018 um 19:48
Ha.. das ist nix für mich…
Haben 80 geheitart sind ALLEINE zum Amt ,hatten nicht mal Trauzeugen mitgebracht, (lungern ja genug Leute in so einem Amt in den Büros rum) …haben „Ja“ gesagt und sind nach Hause gegangen. So werden Ehen geschlossen die dann auch halten… 🙂
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19. Januar 2018 um 21:09
HaHa! So habe ich es 1983 bei meiner ersten Ehe auch gehandhabt. Zeugen vonne Straße im schönen Arnsberg, Sauerland. Hielt allerdings nur ein Jahr. War dennoch schön und das Jahr wollte ich auf keinen Fall in meine Leben mehr missen.
Liebe Grüße aus´ Pott
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19. Januar 2018 um 22:34
Oh, das war ja wirklich ein kurzes Glück!
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20. Januar 2018 um 13:44
Glück war´s!
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25. Mai 2018 um 17:27
Ich fand es schön, bei meinen zwei Hochzeiten alle Freunde und Verwandten einzuladen und mit ihnen zusammen den Tag zu feiern. Auch solche Hochzeiten werden für die Ewigkeit geschlossen .. 🙂
Grüßli 🙂
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25. Mai 2018 um 21:19
Bei meinen Eltern hat´s 60 Jahre gehalten. Geht. Bei mir halt nicht. War dennoch schön.
Liebe Grüße
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11. Juli 2018 um 13:42
Sie benutzen den begriff ‚Wirrwarr‘. Vielleicht kennen Sie dann auch den Dichter Konrad Bayer. Sein Gedicht ‚Wirrwarr‘ steht auf einer Wand am Straßenrand in Leiden, in den Niederlanden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Konrad_Bayer
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12. Juli 2018 um 18:40
Danke! Gefällt mir sehr. Und nein, den Dichter kannte ich nicht. Die Idee den Text an den Pfeiler zu schreiben mag ich auch. Danke nochmals.
Herzliche Grüße
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13. Juli 2018 um 13:31
Es gibt in der Stadt Leiden über hundert Mauergedichte.
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