Gedankenwirrwarr & Ruhrpott

Meine ganz eigene Welt


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Sonntag ist Ruhetag

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Meine Sonntage verlaufen immer ruhiger. Immer entspannter. Hektiklos. Lasse die Zeit langsam an mir vorbeiziehen. Früher. Zu einer Zeit, wo wir gerade dabei waren die Keilschrift einzuführen, die ersten Städte gründeten, ich noch einem Mammut hinterherrannte und fest davon überzeugt war, der Kosmos dreht sich nur um mich, nahm ich mir keine Zeit. Da ging ich ins Bett, wenn die erste Kirchturmglocke meinte ihre Berufung nachzugehen, nur um wenig später in einem bunten Trikot dem Ball nachzulaufen. Motorrad fahren, Freunde treffen, Bier trinken. Jede Sekunde verplant. Und heute? Heute stehe ich auf, da dreht sich der Glöckner von Duisburg noch mal um und ich warte, warte was der Tag so für mich bereit hält.

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Ist dieses Feuer eine ewige Flamme?

Spanien

Ich habe Lust etwas zu erzählen. Weiß aber nicht so genau wohin mich das nun führen wird. Mache mir gerade aber keinen Kopf darüber. Nur etwas aus der Vergangenheit soll´s sein, die scheint mir gerade weit aus interessanter zu sein, als das hier und jetzt.

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Postkarte

Karte Duisburg Berlin1

Ich habe neulich einen Spielfilm gesehen. Es ging ums Alt werden. Alt nicht im Sinne von Oma, Opa oder Gelenkschmerz-Gels und auch nicht mit angegrautem Haar Händchen haltend über ne Krankenkassen-Blümchen-Wiese hüpfend. Unsere Hauptdarstellerin wurde 50. Die Protagonisten saßen in einer gemütlich, gehässigen Geburtstags-Runde beim Italiener. Unterhielten sich über die Vorzüge von Pasta, wie Gesund bleiben, Gedächtnistraining-Optimierung, Joga, falschen Brüsten, fast eingestelltem Sex und „die heutigen 50 Jährigen sind die gestrigen 40 Jährigen“ Quatsch. Und, dass man in dem Alter anfängt mehr über die Vergangenheit zu sinnieren als über das „Vor-einem-Liegende“. Nicht, dass das Gehörte nun eine neue, bahnbrechende Erkenntnis für mich wäre, denn es ist mir, bei mir, schon längere Zeit aufgefallen, dass ich meine Umgebung immer häufiger mit Vergangenem quäle. Und mich obendrein auch. Es mag wohl daran liegen, dass ich meinen Zenit überschritten habe. Mehr Jahre hinter als vor mir. Und viele reizvolle Dinge wie Reisen mit Motorrad und Zelt unmöglich erscheinen. Höchstens ich nehme zwei oder drei Ärzte der unterschiedlichsten Couleur sowie einen gescheiten Handwerker, der mich Abends aus´m Sattel hämmert und dann gerade bügelt, mit.

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Haus Hartenfels – eine große Liebe – unter Hochdruck – und wie romantisch können Teelichter sein?

Haus hartenfels1

Ich weiß nicht, ob ich ein romantischer Mensch bin. Eigentlich weiß ich nicht mal so genau, was das heißt: Romantisch. Ich weiß nur, was ich daran merkwürdig finde. Merkwürdig finde ich die Art von Romantik, die mir in den Serien wie Bauer sucht Frau, Dicker sucht Doofe oder Mutter sucht Schwiegersohn, zur Schau gestellt wird. Immer. Immer wieder kommt der Moment, wo der „Herr der Zärtlichkeit“ seiner holden Maid mit einem romantischen Abend beglückt. Und immer, immer wieder liegen Unmengen an Teelichter in Herzchen-Form auf einem Billig-Laminat in einem recht trostlosen Wohnzimmer auf´m Boden. Und damit das Herz seiner Angebeteten richtig frohlockt, streut er noch Milliarden von abgezupften Rosenblättern um das klägliche Gebilde. Und da es nun mal so schön heißt: „Ich bette dich auf Rosen“. Legt er noch obendrauf eine Bahn von roten Blütenblättern ins heimeliche Schlafzimmer, wo Kräcker, Käse, Träubchen und Rotwein auf die hoffentlich baldige Angetraute wartet. Liebe geht halt durch den Magen. Und das Einzige, dass mir dabei in den Sinn kommt, ist: Wer macht den ganzen Mist weg? Ich wäre vom Essen und dem erhofft folgendem Liebesakt vollkommen erschöpft; und dann soll ich Kerzen ausblasen? Kehrblech und Feger aus der Küche holen? Da platzt bei mir die Blase der Romantik. Schluss mit Lustig. Bin ich unromantisch? Ich stehe nicht so auf Reime, Verse oder komplizierte Sprachrhythmik, mag es doch eher prosaisch. Aber dennoch gibt es Geschichten die mein Herz berühren, so dass es ein leises Seufzen von sich geben muss. Wie die Geschichte um Haus Hartenfels. Weiterlesen


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Haltern – Stausee – Bikertreff – in die Jahre gekommen – und Reisen

Haltern Bild Ruppert

Haltern hat seit über 100 Jahren eine herausragende Bedeutung für die Wasserversorgung des mittleren Ruhrgebiets. Seit 1908 gewinnt man hier u. a. unser Trinkwasser. Anfänglich wurde dazu eine Reihe von 38 Brunnen zwischen den Flüsschen Stever und Lippe niedergebracht. Die Halterner Talsperre aus den Unterläufen der Stever und des Halterner Mühlenbaches wurde dazu 1927-30 als Speicherbecken geschaffen, indem die Stever mit einem Walzenwehr aufgestaut wurde. Die flachen Talauen der beiden gestauten Gewässer hätten freilich zu wenig Speichervolumen geboten. Deshalb wurde der entstehende See mittels Saugbagger in mehreren Ausbaustufen kräftig vertieft und vergrößert. Ergänzt wurde das Speichervolumen in den 1980er Jahren noch durch den Bau der Talsperre Hullern wenig oberhalb im Stevertal. Der See mit Buchten und Inseln dient neben dem Speichern von Wasser für trockenere Zeiten wesentlich auch der Freizeitnutzung. Wassersport ist allerdings nur im Nordbecken erlaubt. Neben dem Seebad Haltern befindet sich ein 800 Meter langer Sandstrand. Der See hat als eine der wenigen größeren Wasserflächen in der Nachbarschaft des Ballungsraumes eine derartige Bedeutung für Freizeit und Naherholung, dass die Stadt Haltern sich seit mehreren Jahren offiziell „Haltern am See“ nennt.

 

Aber neben so trivialen Dingen wie Planschen, Bötchen fahren oder der Liege-Nachbarin beim Sonnenbaden auf den Busen zu schauen, bietet die Gegend vor allem Motorradfahren die Möglichkeit sehen und gesehen zu werden. Es gibt rund um den See eine Reihe von Motorradtreffs. Anlaufstellen für Biker, die gerne von anderen bewundert werden, labbrige Fritten mit Currywurst dinieren und miesen Kaffee aus Plastikbechern schlürfen. Spott beiseite. Ich gehöre selber zu dieser „Zweirad-Fahrenden-Fastfood-Guilde“. Und das seit Jahrzehnten und das mit voller Begeisterung. Und wie es halt so ist, wenn Menschen eine Leidenschaft teilen, trifft man sich halt an einem Ort. Andere bevorzugen Skat-Abende, Tupperware-Parties. oder Dessous Modenschauen und ich stehe halt auf Bikerinnen in knallengen, schwarzen Lederhosen. Jeder hat nun mal sein Fetisch. Aber in erster Linie geht es mir ums Fahren. Nicht so sehr um die Schräglage in Kurven, vielmehr um den Wechsel von Gerüchen, die unter den Helm kriechen, der Wechsel der Temperaturen, die man auf der Kleidung spürt und ganz klar, dass ständige „Linke-Hand-Zum-Gruß-Heben“ Ritual. Mir reicht allerdings nicht nur eine Wochenend-Ausfahrt, es muss manchmal schon ein Tacken weiter sein. Heute reicht es nur noch zu Kurztrips in die Ardennen oder Frankreich. Aber es gab mal eine Zeit, da packte ich meinen ganzen Hausstand aufs Motorrad und tuckerte durch ganz Europa. Nordkap, Sahara oder der Mulhacén in Spanien waren auserkorene Ziele. Wochenlang Land und Leute kennen lernen, gelobt und gepriesen sei die Zeit des Studiums und der Semesterferien. Ich gebe es zu, ich habe es schamlos ausgenutzt.

 

Heute schmerzen die ollen Knochen und ich bekomme nur noch mit viel Mühe und nicht gerade geräuschlos mein rechtes Bein über den Motorradsattel gehieft. Deshalb sind diese Anlaufstellen für mich „wichtig“ geworden. Natürlich hat der Ruhrpott seine ganz eigenen Treffs, aber Haltern gehört für mich zu meinen Lieblingsorten. Dabei ist der Treffpunkt „Jupp Biergarten“ an der Hullerner Straße 107 mein persönlicher Favorit: Ein Ausflugslokal direkt am See für jedermann. Reine Bikertreffs sind dagegen eher „Drügen Pütt“ Münsterstraße 317 oder „Biker Treff Vogel“ an der Marlerstraße.


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Schloss Herdringen und meine Zeit als Dörfler

Schloss_Herdringen

Ich verbrachte ein Teil meiner Kindheit und auch Jugend in einem Internat. Schloss Herdringen. Herdringen ist ein kleines verschlafenes Dörfchen mit ein paar hundert Seelen im tiefsten Sauerland. Mit einer riesigen, katholischen Kirche, die in keinem Verhältnis zu dem Rest des Dorfes stand sowie drei Kneipen für all die umliegenden Bauern, einem Tante Emma-Laden und einem Büdchen, der Treffpunkt der Jugend, natürlich neben dem gelben Telefonhäuschen in der Dorfmitte, das Abends von innen beleuchtet war. Es fehlte halt in Herdringen an Straßenlaternen. Und natürlich dem besagtem Schloss. Man fragt sich: Warum so viele Fürsten damals ihre Sitze am Arsch der Welt gebaut haben. An den Grundstückspreisen konnte es wohl kaum gelegen haben.

Ich nannte so von 1975 bis 1983 das hochherrschaftliche Domizil mein „Zuhause“, genau genommen gar nicht mal so knapp. Ich möchte überhaupt nichts darüber erzählen, wie einzigartig, wie Lausbubenhaft wir waren, dass würde nicht so unbedingt der Wahrheit entsprechen. Da sind die guten alten Schneider Bücher wie „Burg Schreckenstein“ bei weitem spannender und aufregender. Wobei ich erwähnen muss, eine Ritterrüstung stand bei uns auch im Flur herum.

Auch war das Ganze nur halb so elitär wie es erscheinen mag. Wir lagen in der Regel mit acht Jungs in einem recht schlichten Zimmer. Dass wurde auf Dauer eng, laut und durchaus stickig. Aber dennoch kann ich die Zeit dort im Großen und Ganzen nicht als unangenehm bezeichnen, sonst wäre ich ja schließlich nicht so lange geblieben.

Mit 16 Jahren konnte man damals den Klasse 4 Führerschein erwerben und ein „offenes“ Kleinkraftrad fahren, das mit seinen ca. 6 PS es immerhin auf satte 85 km/h brachte. So eine „Pappe“ Klasse 4 war in Herdringen überlebensnotwendig, denn so ein Dorfleben war im Grunde genommen stinke langweilig.

Da war nach dem jährlichen Schützenfest vor dem nächsten Schützenfest. Unsere Schule lag nur 50 Meter vom Internat entfernt und war hornalt, wie alt weiß ich nicht, auch weiß ich nicht wer Heinrich Knoche war, aber eine Gedenktafel hing an der Tür, die darauf hinwies, dass der Rechenmeister hier ab 1852 wirkte. Und wie es nun mal „auf“ so einem Dorf ist, Veränderung ist Teufelswerk, so hat sich auch nicht viel in dem Gebäude verändert.

Da wir fast alle aus dem Ruhrgebiet kamen und Herdringen zum Hochsauerlandkreis zählte und ein anerkannter Luftkurort war, sahen wir Abends etwas, was uns bis dahin verwehrt wurde: Die Sterne. Über dem Pott hing Mitte der 1970er Jahre noch eine dicke, fette, gelbliche Dunstglocke, die jeglichen freien Blick nach oben versperrte. Der Nachteil in so einem Luftkurort: Ein Winter war noch ein Winter, es war Arsch kalt.

Und wo ich gerade bei dem Thema: Sterne sehen bin. Auf dem Internat gab es auch Mädchen. Wir waren so um die 90 Schüler auf 8 Klassen verteilt. Und davon waren mal mehr, mal weniger ca. 20 Mädchen. Ein erschreckendes Verhältnis. Besonders während der Zeit der Pubertät, wenn man die Sterne sehen wollte, wie es damals Udo Lindenberg in seinem Lied: „Meine erste Liebe“ so schön besang, musste man schon nach oben schauen, dass half aber über die „schwere Zeit“ nicht.

Ermisch

Herr Ermisch, Mathe Lehrer

MargareteSebastian2

Margarete Sebastian

1983 beendete ich die „Durststrecke. Ich machte Abitur und ließ das beschauliche und recht übersichtliche Dorfleben hinter mir.

Ich kann nicht wirklich negatives über diese Zeit berichten und dass ist jetzt kein verklärter Blick auf damals. Nicht nach dem Motto: „Früher war alles besser. Damals waren sogar die Gummistiefel aus Leder.“ „Die Jugend hatte noch Benehmen.“ Nein, es war einfach nur angenehm, entspannt. Aber stinke langweilig.

UWE KNORN, DIRK BAUER

v. l . Uwe Knorn, Dirk Bauer (um 1980)

Dirk Bauer, Marc Hartwig

v. l. Dirk Bauer, Marc Hartwig (1982)

Knorrn Schulz Fricke

Uwe Knorrn, Andreas Fricke, Detlef Schulz

Klasse2

v. l. Michael Schürmann, André Jacke, Marc Hartwig, Dirk Bauer, Detlef Schulz, Stefan Steinbach, Andreas Fricke, Gabi Dirks, Uwe Knaack, Lehrer Herr Flörchinger

 

35 Jahre später Herdringen heute 2018