Ich wollte einmal etwas über mein Hobby schreiben. Ich meine, warum hat man so ein Blog, wenn man mal nicht etwas Persönliches von sich preisgeben kann. Und ich bin in der angenehmen Situation; mein Blog liest kein Schwein. Also kann ich mich hier getrost auslassen. So ein Hobby sagt ja schließlich viel über einen aus. Mit was für Themen beschäftigt man sich so, in was für kulturellen, sozialen Kreisen bewegt man sich und und und… Und, es ist sehr häufig ein beiläufiges Einstiegsthema für Parkbankgespräche, neben den Klassikern wie Beruf und Wetter. Wobei natürlich Wetter mit weitem Abstand an erster Stelle steht. So weit vorne wie der F.C. Bayern in der Bundesliga.
Wetter führt die Liste so weit an, dass, wenn man da so auf der Bank sitzt und sich jemand dazu gesellt und aus weiter Ferne ein paar Worte hört, man vollkommen automatisiert darauf mit: „Ja“, reagiert. In dem Glauben die Neu-Person sagte gerade die üblichen Worte: „Schönes Wetter heute“, „Gestern wars Besser“ oder „Ist Besser als voraus gesagt“. Ein einfaches „Ja“ als Antwort passt da immer, da macht man nix falsch. So wie neulich, eine älteren Dame, die etwas sagte und ich mit meinem „Ja“ darauf reagierte, im Glauben alles richtig zu machen und dabei nach oben blickte. Sie darauf freundlich aber bestimmt meinte: „Nein, da unten!“ Ich: „ Ääähhh“. „Kein Mensch achtet auf die Hummels.“ Ich blickte wieder nach oben. Sie: „Unten“. Und da sah ich dieses gelb, schwarze Riesen-Vieh vor meinen Füssen und ich wollte schon reflexartig drauf treten, konnte es mir gerade noch verkneifen und brachte die, immer fast richtigen, aber vollkommen überflüssigen, Worte: „Ja, Ja“, hervor. Darauf folgte ein 30 minütiger Vortrag über die unglaublichen Vorzüge einer Hummel gegenüber so einer gewöhnlichen Allzweck-Biene. Ich wurde schlauer. Schlauer in dem Punkt: Die Hobbys der Anderen interessieren mich nicht. Und, den Anderen ergeht es andersrum auch nicht anders.Weiterlesen →
Sitze gerade vor einem Berg von Papieren. Bin verwundert wie viel sich an Unterlagen in den letzten fast vier Jahren angesammelt haben. Drei dicke Ordner. Röntgenbilder, CD´s mit Aufnahmen meines Innerstes. CT, MRT, MfG – Mit freundlichen Grüßen. Nun soll ich schon wieder Anträge, Formulare ausfüllen. Habe einen Schwerbehindertenausweis, Grad 100 Punkte. Hatte noch nie in meinem Leben auch nur einmal die volle Punktzahl erreicht. Hab mich irgendwie durch die Schule, durchs Studium oder durchs Leben laviert. Hätte ich mal besser aufgepasst. Jetzt hänge ich bereits an Frage 1.1.3 fest. Muss die Wörter googeln. Noch nie gehört.
Gerade las ich, dass die Wissenschaftler wohl Beweise für ein Parallel-Universum gefunden hätten. Ich stelle mir mein Parallel-Ich vor und hoffe, „er, ich, du“ hat es besser gemacht. Vielleicht hocke ich aber auch in diesem Moment vor Parallel-Papieren. Würde mich gerne anrufen und fragen: „Ob ich mit den Fragen klarkomme?“ Vielleicht bin ich ja schlauer wie ich. Jetzt wird’s verwirrend. Auf jeden Fall sehe ich besser aus. Und dabei muss ich daran denken, dass ich vor ein paar Tagen bei meinen Eltern war und mir meine Mutter ein altes Foto von mir hervorkramte und sie sich nicht verkneifen konnte: „Damals warst du noch echt hübsch. Ein richtig schönes Kind hatte ich früher. Die Nachbarn haben mich beneidet“. Meine Mudda vergießt immer, dass ich ihr Pflegeheim aussuche. Ein Parallel-Heim, weit wech.
Jetzt schau ich auf die Fotos der frühen Kindheitstage und mir bleibt, trotz größter Anstrengung und Schönrednerei, nichts anderes übrig wie dem Scharfsinn meiner Mutter recht zu geben. Mist. Was ist geschehen? Hat man mich in der Zwischenzeit ausgetauscht? Vater ist eh davon überzeugt, dass man mich im Krankenhaus verwechselt hat, richtiges Etikett an den falschen, dicken Zeh geklemmt und schon war ich sein Sohn. Sein richtiger Bub ist schön, schlau und steinreich. Zur Strafe stecke ich ihn mit Mudda zusammen in ein Heim. Dann ist Ruhe im Karton. Ein Abwasch.
Gott, jetzt aber mal ehrlich, ich hatte mal ein kleines, süßes Näschen. Und nun habe ich so eine dicke Urmel. Hab mal gehört, Nase und Ohren wachsen im Alter weiter. Ohje! Wie sieht in 30 Jahren mein Passbild aus? Vielleicht taufe ich mich einfachheitshalber in „Nase“ um. Wie heißt es doch sogleich: What you see is what you get. Nur nicht jetzt schon in Panik machen. Das Amt will ja kein Passfoto, nur Formulare.
Landtagswahl NRW. Habe mich mal wieder freiwillig als Wahlhelfer gemeldet. Im Großen und Ganzen eine recht langweilige und stupide Angelegenheit. Großer Raum, zwei Wahlkabinen und noch ein paar andere freiwillige Helferlein. Wahlberichtigung, Personalausweis, alles kontrollieren, Ausgabe des Wahlscheins und und und… Langweilig. Und dann kommt doch noch der ein oder andere, warum ich hier sitze. Der oder die, die die ganze Sache so unterhaltsam machen. Wie der junge, schmale Freund, der mir sein ausgefüllten Wahlzettel zeigt und fragt: Ob er die Kreuze an der richtigen Stelle gemacht hat? Muss neutral sein. Kann ja schlecht sagen: Haben alles richtig gemacht. Man könnte ja glauben, ich meinte, er hätte seine Kreuze an der für mich richtigen Stelle platziert. Erkläre ihm nochmal die Spielregeln und, dass das ganze geheim ist. Erststimme, Zweitstimme. Er meinte darauf: Kann mich nicht entscheiden. Tja, dachte ich nur: Wer die Wahl hat, hat die Qual. Weiterlesen →
Gestern wurde ich auf den Blog einer jungen Dame aufmerksam und war sehr beeindruckt. Sie stellt dort einige ihrer fotografischen Arbeiten vor. Und bei einem ihrer Bilder bin ich hängen geblieben. Ich sah es und ich mochte es. Ich denke von mir selber, dass ich ein emotional eher durchschnittlicher Mensch bin. Gerüche, Bilder versetzen mich schon in andere Welten, Musik weniger. Aber diesmal war es genau anders. Mir kam der russische Komponisten Mussorgsky und sein Klavierzyklus „Bilder einer Ausstellung“ in den Sinn. Warum weiß ich gar nicht mal so genau. Wir nahmen ihn im Musikunterricht durch und verglichen seine Musik mit der Interpretation von der englischen Rockband „Emerson, Lake & Palmer“. Mir gefiel das Thema. Vielleicht ist das der Grund. Und nun denke ich an die Musiker von „Boston“ und „More than a Feeling“. Älter geht wohl nicht mehr. Gott! Ich bin Horn-Alt! Mist! Bald hab ich „Rücken“.
Gott! Bin ich von einer Lustlosigkeit geplagt. Schon den ganzen Monat quäle ich mich. Ostern, ein paar Termine, an die ich mich nicht mehr so recht erinnern kann, mehr war eigentlich nicht. Aber das hat mir schon gereicht. Mehr als gereicht. Und dann, seit ein paar Tagen dieses leidige Thema mit dem Waschbecken im Bad. Verstopft. Wasser fließt nicht ab. Abflussfrei? Nix. Pumpe? Nix. Also doch auseinanderbauen. Mist! Rohrzange raus. Den ganzen Kladderadatsch unter dem Becken abschrauben. Die Rohre prüfen, da hilft auch keine Spirale. Alles neu macht der April. Ab in den Baumarkt, und das mit der ultimativ miesesten Laune. Die blonde Maid an der Kasse sah wohl schon von weitem, dass ich nicht der typische Heimwerker bin, der in den TV Spots als der große Macher gepriesen wird, bin. Sie sah mich auf jeden Fall durch und durch mitleidig an. Beim rausgehen wünschte sie mir noch: Viel Glück. Das hatte ich natürlich nicht. Eine der mitgelieferten Dichtungen passte nicht auf mein Anschlussrohr. War ja klar! Zurück in den Baumarkt. Wieder bei der netten Blonden: „Oh, haben Sie etwas vergessen?“ „Ja, Ja“: sagte ich, meinte aber eigentlich: Nee! Eure Scheiß-Asia-Ware passt nicht. Die blöde Gummidichtung war nun fast so teuer wie das ganze China-Unter-der-Spüle-Röhren-Set. Mit viel Gebrüll, Gejammer und Flüche werkelte ich die Sache unter das Handwaschbecken und hämmerte das Rohr knüppelhart in die Wand. Sitzt, passt, wackelt und hat Luft. Und ich habe meine ganze Energie für den restlichen Monat verbraucht. Die Kraft reichte gerade noch um mich zu meinem Lieblingsbüdchen zu schleppen. Das „Blaue Büdchen“. Mit KöPi, Friko in meinen schmierigen Händen, erzählte ich jedem, der es nicht hören will, was für ein genialer Heimwerker ich bin. Freunde macht man sich anders. Und heute? Heute gab meine Computer-Maus den Geist auf. Ich verlasse das Haus erst wieder im Mai.
In Hamm-Heessen, am Flüsschen Lippe, befindet sich ein imposantes, zweiflügeliges Wasserschloss: Das Schloss Oberwerries.
Der Gebäudekomplex wurde in den Jahrhunderten immer wieder umgestaltet. Bereits 1284 wurde eine Burg als Vorgängerbau des heutigen Schlosses erwähnt. Die Familie derer von Herbern besaß die Burg bis 1464, dann wurde die Anlage an Gert von Beverförde verkauft. Er erweiterte das Gebäude um eine Kapelle. Die aus dem 13. Jahrhundert stammende Glocke aus der Kapelle befindet sich heute im Renaissancetürmchen. Ab dem Jahr 1663 folgten viele weitere Umbauten. Die Besitzerin Maria Ida von Plettenberg-Lenhausen ließ 1667 das Torhaus bauen und schon 1685-1692 das Schloss gleich neu errichten. Es entstand, nach den Ideen des Baumeisters und Kapuzinerbruders Ambrosius von Oelde, ein zweigeschossiges Barockgebäude mit einem niedrigeren Seitenflügel und dem Pavillonturm. Mit der Jahreszahl 1733 am schmiedeeisernen Gitter der Freitreppe wird die Erneuerung und Fertigstellung des Eingangsportals von Haupthaus und Südflügel bekundet. Friedrich Christian von Beverförde (1702-1768) ließ dannnoch weitere Baumaßnahmen durchführen. Nach den Plänen des Baumeisters Johann Conrad Schlaun wurde der lang gestreckte Marstall mit dem kleinen Hundestall am Ende errichtet.Weiterlesen →
Josph_Beuys_ aus Bestand AEKR Düsseldorf 8SL 046 (Bildarchiv), 019_0073)
Nachbau Badewanne
Vor über 31 Jahren, am 23 Januar 1986, verstarb der Künstler Joseph Beuys in Düsseldorf und 9 Monate später folgte ihm sein Kunstwerk die „Fettecke“. Das plötzliche Ableben der „Fettecke“ beschäftigte bald darauf das Landgericht Düsseldorf mit den Fragen: Wie konnte es passieren? Und wer kommt für den Schaden auf?
Im Raum 3 der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf der Beuys als Atelier überlassen worden war, hatte der Künstler im April 1982 eine ca. 25 Zentimeter hohe Skulptur aus 5 Kilogramm „Winterbutter“ (mit Salz haltbar gemacht) in 5 Meter Höhe an der Wand seines Ateliers angebracht – die sogenannte „Fettecke“. Noch am Tag ihrer Entstehung habe Beuys das Werk vor Zeugen seinem Meister-Schüler Johannes Stüttgen überlassen. In der Folgezeit diente das Fett-Dreieck „als ständiges Demonstrationsobjekt“ in Seminaren und für Besucher. Nach Beuys Tod wurde der Raum dann kaum noch genutzt und verwahrloste. Putzfrauen und der Hausmeister der Kunstakademie wurden schließlich angewiesen ihn wieder herzurichten. Am 9. Oktober 1986 landete die von Staub und Spinnweben überzogene „Fettecke“, die von den fleißigen Mitarbeitern somit nicht als Kunstwerk erkannt wurde, in einem großen Abfalleimer. Stüttgen rette den Eimer mit den kläglichen Resten und verklagte das Land Nordrhein-Westfallen auf Schadensersatz. In zweiter Instanz gab ihm das Gericht 1988 recht und sprach ihm 40.000 DM zu.
Aber damit war die Odyssee der Butter nicht beendet. 2014 musste sich erneut ein Gericht mit ihr beschäftigen. Johannes Stüttgen hatte die Fettecken-Rest für eine „Schnapsbrennerei“ zur Verfügung gestellt. Aus dem Rest brannten die drei Künstler Andree Korpys, Dieter Schmal und Markus Löffler ein „hochprozentiges“, geistiges Kunstwerk. Anschließend tranken sie das Ergebnis ihrer Arbeit. „Der Geschmack erinnert ein bisschen an Parmesan“, sagte der Bremer Kunstakademieprofessor Löffler. „So supertoll“, schmecke es nicht „Aber es geht ja darum, den Geschmack von Kunstgeschichte zu spüren.“ Mithilfe einer einfachen Apothekerdestille haben die drei Künstler den Schnaps gebrannt. Den 80-prozentigen Alkohol aus den Butterresten verdünnten die Künstler anschließend zu etwa vier Litern 50-prozentigem Schnaps. „Das ist jetzt ein Kunstwerk.“, sagte Löffler. Die drei „Brennkünstler“ wollten ihren „Butter-Schnaps“, in Flaschen abgefüllt, ausstellen. Dagegen wehrte sich die Witwe von Beuys 2014 erfolgreich vor Gericht.
Es war bereits der zweite Fall, in dem ein Kunstwerk von Beuys nicht als solches erkannt und zerstört wurde. Weiterlesen →
Ich verbrachte ein Teil meiner Kindheit und auch Jugend in einem Internat. Schloss Herdringen. Herdringen ist ein kleines verschlafenes Dörfchen mit ein paar hundert Seelen im tiefsten Sauerland. Mit einer riesigen, katholischen Kirche, die in keinem Verhältnis zu dem Rest des Dorfes stand sowie drei Kneipen für all die umliegenden Bauern, einem Tante Emma-Laden und einem Büdchen, der Treffpunkt der Jugend, natürlich neben dem gelben Telefonhäuschen in der Dorfmitte, das Abends von innen beleuchtet war. Es fehlte halt in Herdringen an Straßenlaternen. Und natürlich dem besagtem Schloss. Man fragt sich: Warum so viele Fürsten damals ihre Sitze am Arsch der Welt gebaut haben. An den Grundstückspreisen konnte es wohl kaum gelegen haben.
Ich nannte so von 1975 bis 1983 das hochherrschaftliche Domizil mein „Zuhause“, genau genommen gar nicht mal so knapp. Ich möchte überhaupt nichts darüber erzählen, wie einzigartig, wie Lausbubenhaft wir waren, dass würde nicht so unbedingt der Wahrheit entsprechen. Da sind die guten alten Schneider Bücher wie „Burg Schreckenstein“ bei weitem spannender und aufregender. Wobei ich erwähnen muss, eine Ritterrüstung stand bei uns auch im Flur herum.
Internat Schloss Herdringen 1981
Schloss Herdringen
Auch war das Ganze nur halb so elitär wie es erscheinen mag. Wir lagen in der Regel mit acht Jungs in einem recht schlichten Zimmer. Dass wurde auf Dauer eng, laut und durchaus stickig. Aber dennoch kann ich die Zeit dort im Großen und Ganzen nicht als unangenehm bezeichnen, sonst wäre ich ja schließlich nicht so lange geblieben.
Mit 16 Jahren konnte man damals den Klasse 4 Führerschein erwerben und ein „offenes“ Kleinkraftrad fahren, das mit seinen ca. 6 PS es immerhin auf satte 85 km/h brachte. So eine „Pappe“ Klasse 4 war in Herdringen überlebensnotwendig, denn so ein Dorfleben war im Grunde genommen stinke langweilig.
Ich mit stolzen 16 Jahren, brauner Jacke, Helm und grüner Zündapp 50W
Stefan Steinbach mit Herkules Ultra
Da war nach dem jährlichen Schützenfest vor dem nächsten Schützenfest. Unsere Schule lag nur 50 Meter vom Internat entfernt und war hornalt, wie alt weiß ich nicht, auch weiß ich nicht wer Heinrich Knoche war, aber eine Gedenktafel hing an der Tür, die darauf hinwies, dass der Rechenmeister hier ab 1852 wirkte. Und wie es nun mal „auf“ so einem Dorf ist, Veränderung ist Teufelswerk, so hat sich auch nicht viel in dem Gebäude verändert.
Dorfschule
Dorfschule Offenes Fenster, meine Klasse
Da wir fast alle aus dem Ruhrgebiet kamen und Herdringen zum Hochsauerlandkreis zählte und ein anerkannter Luftkurort war, sahen wir Abends etwas, was uns bis dahin verwehrt wurde: Die Sterne. Über dem Pott hing Mitte der 1970er Jahre noch eine dicke, fette, gelbliche Dunstglocke, die jeglichen freien Blick nach oben versperrte. Der Nachteil in so einem Luftkurort: Ein Winter war noch ein Winter, es war Arsch kalt.
Noch echte Winter
Und wo ich gerade bei dem Thema: Sterne sehen bin. Auf dem Internat gab es auch Mädchen. Wir waren so um die 90 Schüler auf 8 Klassen verteilt. Und davon waren mal mehr, mal weniger ca. 20 Mädchen. Ein erschreckendes Verhältnis. Besonders während der Zeit der Pubertät, wenn man die Sterne sehen wollte, wie es damals Udo Lindenberg in seinem Lied: „Meine erste Liebe“ so schön besang, musste man schon nach oben schauen, dass half aber über die „schwere Zeit“ nicht.
Mädchen
Christiane Stockhausen
Margarate Sebastian
Herr Ermisch, Mathe Lehrer
Margarete Sebastian
1983 beendete ich die „Durststrecke. Ich machte Abitur und ließ das beschauliche und recht übersichtliche Dorfleben hinter mir.
Ich kann nicht wirklich negatives über diese Zeit berichten und dass ist jetzt kein verklärter Blick auf damals. Nicht nach dem Motto: „Früher war alles besser. Damals waren sogar die Gummistiefel aus Leder.“ „Die Jugend hatte noch Benehmen.“ Nein, es war einfach nur angenehm, entspannt. Aber stinke langweilig.
v. l . Uwe Knorn, Dirk Bauer (um 1980)
v. l. Dirk Bauer, Marc Hartwig (1982)
Uwe Knorrn, Andreas Fricke, Detlef Schulz
v. l. Michael Schürmann, André Jacke, Marc Hartwig, Dirk Bauer, Detlef Schulz, Stefan Steinbach, Andreas Fricke, Gabi Dirks, Uwe Knaack, Lehrer Herr Flörchinger
Als kleiner Bub entwickelte ich einen unglaublichen Faible für die guten, ollen Römer. Und so recht warum, weiß ich jetzt eigentlich auch nicht mehr. Vielleicht lag es an den Filmklassikern wie Ben Hur oder Kleopatra. An Asterix und Obelix konnte es nicht gelegen haben, denn zu der Zeit waren meine persönlichen Comic-Helden eher Fix und Foxi und ganz klar: Lupo. Meine Liebe zu den Römern ging sogar so weit, dass ich Archäologe werde wollte, obwohl, wenn ich ganz ehrlich bin, die Berufsbezeichnung nicht kannte. Während meine Altersgenossen eher nach Feuerwehrmann und Lokomotivführer tendierten, hatte mich die Liebe zu allem Römischen fest im Griff. Und ich auf die aberwitzig dämliche Frage, die Erwachsene 10-Jährigen so gerne stellen: „Was möchtest du mal werden, wenn du groß bist?“. Antwortete: „Römer“. Ich musste wohl meinen Eltern sehr lange, und dass wahrscheinlich unter lautem Geschrei und Getöse, auf den Geist gegangen sein. Nur so kann ich mir heute erklären, warum sie mit mir und meiner Leid geplagten Schwester die vielen alten, römischen Hochburgen besuchten. So zwang ich sie nach Trier, Köln, Hermannsdenkmal und schlussendlich sogar nach Rom. Wo unser Wagen recht unfachmännisch geöffnet und alles entwendet wurde, was nicht niet- und nagelfest war. Wir verbrachten, Dank diesem Meisterdieb, die meiste Zeit in der deutschen Botschaft um die nötigen Ausreisepapiere zu beschaffen, halt ein Europa ohne offene Grenzen, halt die Jahre von Bay City Rollers, Partridge Family oder anderen Absonderlichkeiten. So blieben mir die römischen Kultstätten in der ewigen Stadt weitestgehend verborgen. Im Laufe der Zeit erlahmte meine Interesse an Caesar und Co. Bis ich vor ein paar Jahren rein beruflich wieder auf sie stieß. So kramte ich meine Asterix-Hefte hervor, brachte mich auf den neusten Stand, denn allzu unvorbereitet wollte ich nun auch nicht die Aufgabe angehen. Und mit dem Wissen, gewonnen aus diesem Zweiten-Bildungsweg, stattete ich Xanten und dem Archäologischen Park ein Besuch ab. Wahrlich eine Reise wert!Weiterlesen →
Es war letzten Freitag. Ich hatte nichts zu tun und fragte mich: Wie ich den Tag sinnvoll verbringen könnte? Wobei man sich eigentlich die Frage stellen sollte: Warum soll man seine Zeit sinnvoll verbringen? Und: Was ist eigentlich sinnvoll? Ich könnte mir doch einfach einen Stuhl und ein Kissen schnappen, mich ans Küchenfenster setzen und das Leben und Treiben auf meiner Straße verfolgen. Aber aus irgendeinem Grund war mir heute nicht danach, vielleicht deshalb, weil ich den ganzen gestrigen Tag schon so verbrachte.
Da kam mir das Lehmbruck Museum in den Sinn. Weiterlesen →