In Hamm-Heessen, am Flüsschen Lippe, befindet sich ein imposantes, zweiflügeliges Wasserschloss: Das Schloss Oberwerries.
Der Gebäudekomplex wurde in den Jahrhunderten immer wieder umgestaltet. Bereits 1284 wurde eine Burg als Vorgängerbau des heutigen Schlosses erwähnt. Die Familie derer von Herbern besaß die Burg bis 1464, dann wurde die Anlage an Gert von Beverförde verkauft. Er erweiterte das Gebäude um eine Kapelle. Die aus dem 13. Jahrhundert stammende Glocke aus der Kapelle befindet sich heute im Renaissancetürmchen. Ab dem Jahr 1663 folgten viele weitere Umbauten. Die Besitzerin Maria Ida von Plettenberg-Lenhausen ließ 1667 das Torhaus bauen und schon 1685-1692 das Schloss gleich neu errichten. Es entstand, nach den Ideen des Baumeisters und Kapuzinerbruders Ambrosius von Oelde, ein zweigeschossiges Barockgebäude mit einem niedrigeren Seitenflügel und dem Pavillonturm. Mit der Jahreszahl 1733 am schmiedeeisernen Gitter der Freitreppe wird die Erneuerung und Fertigstellung des Eingangsportals von Haupthaus und Südflügel bekundet. Friedrich Christian von Beverförde (1702-1768) ließ dannnoch weitere Baumaßnahmen durchführen. Nach den Plänen des Baumeisters Johann Conrad Schlaun wurde der lang gestreckte Marstall mit dem kleinen Hundestall am Ende errichtet.Weiterlesen →
Wenn man an das Ruhrgebiet denkt, fallen einem nicht dabei sofort Flüsse ein. Klar, denkt man an den Namensgeber: Die Ruhr. Ein bisschen Rhein und nur ein paar wenigen von uns kommen noch die Emscher oder die Lippe in den Sinn. Dabei ist der Pott eigentlich durchzogen von zahlreichen Bächen, wie z. B. die Berne in Essen. Ihre Quelle liegt etwa zwei Kilometer südlich der Essener Innenstadt im Bernewäldchen zwischen der Schubert- und der Richard-Wagner-Straße. Die Berne ist ab ihrer Quelle und im Verlauf der ersten Kilometer im Stadtzentrum aber kanalisiert und so sieht man von ihr nüschts. Nur noch Straßennamen wie Bernestraße, Am Bernewäldchen, Bachstraße oder Teichstraße erinnern an den einst Trinkwasser spendenden und fischreichen Bach. Nahe der Universität tritt sie an der Grillostraße allerdings wieder zutage.
Früher, also richtig früher, nannte sich Essen sogar mal: „Stadt an der Berne“. Nachzulesen ist dies in „Ritter‘s Geographisch – statistischem Lexikon über Erdteile, Länder, Städte“ von 1874. Denn, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als Essen noch ein kleines, verschlafenes, aber schnell wachsendes Nest von gerade einmal 50.000 Einwohnern war, flossen Ruhr und Emscher noch weit außerhalb der damaligen Stadtgrenzen.
Und wie sich´s nun mal so gehört, in der grauer Vorzeit, rankt sich auch um das kleine Flüsschen Berne eine alte Sage: Weiterlesen →
Als Brache Vondern in Oberhausen wird heute das Gelände der ehemaligen Zeche Vondern bezeichnet. Das Stück Land am Rhein-Herne-Kanal wird, für meinen ganz eigenen, persönlichen Geschmack, viel zu häufig übersehen und vergessen, dabei hat es viel zu bieten. Neben Kunst und Kultur schätze ich besonders die Artenvielfalt von Flora und Fauna. Hat man mal den Weg zu Tobias Rehberger entworfenen Brückenskulptur „Slinky springs to fame“ gefunden, sollte man die paar Meter entlang dem Kanal zu der Brachfläche nicht mehr scheuen.
Die Schachtanlage war zunächst als Wetterschachtanlage für die Zeche Oberhausen konzipiert. Der erste Schacht wurde 1898 unter dem Namen „Oberhausen 3“ in der Nähe der Burg Vondern abgeteuft. Die hohen Kohlevorkommnisse machten das Weiterführen der Anlage als selbstständige Förderschachtanlage wirtschaftlich sinnvoll. Daher wurde der Schacht im Jahre 1902 als Zeche Vondern in Betrieb genommen. Aber bereits 30 Jahre später wurde die Zeche aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben.
Im Laufe der Jahre hat sich auf dem brachliegendem Gelände eine artenreiche Fauna entwickelt, meist Trockenrasen und wechselfeuchte Pflanzengesellschaften. Alte Kulturpflanzen wie die Rapunzel-Glockenblume, das früher zum Waschen verwendete Seifenkraut, die Wilde Möhre oder die Gelbe Nachtkerze, die im Volksmund auch „Schinkenwurz“ genannt wird, denn ihre Wurzel verfärbt sich beim Kochen rötlich, haben sich angesiedelt. Weiterlesen →
Josph_Beuys_ aus Bestand AEKR Düsseldorf 8SL 046 (Bildarchiv), 019_0073)
Nachbau Badewanne
Vor über 31 Jahren, am 23 Januar 1986, verstarb der Künstler Joseph Beuys in Düsseldorf und 9 Monate später folgte ihm sein Kunstwerk die „Fettecke“. Das plötzliche Ableben der „Fettecke“ beschäftigte bald darauf das Landgericht Düsseldorf mit den Fragen: Wie konnte es passieren? Und wer kommt für den Schaden auf?
Im Raum 3 der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf der Beuys als Atelier überlassen worden war, hatte der Künstler im April 1982 eine ca. 25 Zentimeter hohe Skulptur aus 5 Kilogramm „Winterbutter“ (mit Salz haltbar gemacht) in 5 Meter Höhe an der Wand seines Ateliers angebracht – die sogenannte „Fettecke“. Noch am Tag ihrer Entstehung habe Beuys das Werk vor Zeugen seinem Meister-Schüler Johannes Stüttgen überlassen. In der Folgezeit diente das Fett-Dreieck „als ständiges Demonstrationsobjekt“ in Seminaren und für Besucher. Nach Beuys Tod wurde der Raum dann kaum noch genutzt und verwahrloste. Putzfrauen und der Hausmeister der Kunstakademie wurden schließlich angewiesen ihn wieder herzurichten. Am 9. Oktober 1986 landete die von Staub und Spinnweben überzogene „Fettecke“, die von den fleißigen Mitarbeitern somit nicht als Kunstwerk erkannt wurde, in einem großen Abfalleimer. Stüttgen rette den Eimer mit den kläglichen Resten und verklagte das Land Nordrhein-Westfallen auf Schadensersatz. In zweiter Instanz gab ihm das Gericht 1988 recht und sprach ihm 40.000 DM zu.
Aber damit war die Odyssee der Butter nicht beendet. 2014 musste sich erneut ein Gericht mit ihr beschäftigen. Johannes Stüttgen hatte die Fettecken-Rest für eine „Schnapsbrennerei“ zur Verfügung gestellt. Aus dem Rest brannten die drei Künstler Andree Korpys, Dieter Schmal und Markus Löffler ein „hochprozentiges“, geistiges Kunstwerk. Anschließend tranken sie das Ergebnis ihrer Arbeit. „Der Geschmack erinnert ein bisschen an Parmesan“, sagte der Bremer Kunstakademieprofessor Löffler. „So supertoll“, schmecke es nicht „Aber es geht ja darum, den Geschmack von Kunstgeschichte zu spüren.“ Mithilfe einer einfachen Apothekerdestille haben die drei Künstler den Schnaps gebrannt. Den 80-prozentigen Alkohol aus den Butterresten verdünnten die Künstler anschließend zu etwa vier Litern 50-prozentigem Schnaps. „Das ist jetzt ein Kunstwerk.“, sagte Löffler. Die drei „Brennkünstler“ wollten ihren „Butter-Schnaps“, in Flaschen abgefüllt, ausstellen. Dagegen wehrte sich die Witwe von Beuys 2014 erfolgreich vor Gericht.
Es war bereits der zweite Fall, in dem ein Kunstwerk von Beuys nicht als solches erkannt und zerstört wurde. Weiterlesen →
Zwischen Drevenack und Marienthal mitten auf einer Wiese liegt ein mächtiger Steinblock, von dem niemand weiß, wie er dahin gekommen ist. Heute gehen die Wissenschaftler davon aus, dass der Granitblock ein Findling aus der letzten Eiszeit ist. Aber vor vielen Jahrzehnten, als die Bauern noch nichts von einer Eiszeit wussten, erzählte man sich in Schermbeck eine ganz andere Geschichte. Der Teufel selber kann es nur gewesen sein. Und so erzählten sie heimlich, hinter vor gehaltener Hand, die wahre Geschichte: „In jener Zeit, als auch diesem Lande das Evangelium von Christ gepredigt wurde, als in Marienthal fromme Männer das Kloster bauten und in Drevenack die Kirche immer höher stieg, dass der Turm schon weither vom Walde zu sehen war, da habe der Teufel seinen bösen Streich ausführen wollen. Den Nixen in der Issel war es fast gelungen, den Bau des Klosters zu verhindern. Sie trieben das Wasser des kleinen Flüsschens hoch über die neuen Fundamente; die Mönche aber ließen sich keine Mühe mehr verdrießen: Sie bauten neu, einige Meter höher, den Hügel aufwärts, da wo nun heute noch das Kirchlein steht und wo noch der Kreuzgang und die alten Zellen immer noch an jene längst vergangene Zeit erinnern. Das aber war dem Teufel denn nun doch zu viel. Hoch oben auf den Testerbergen jenseits der Lippe habe ihn die Satanswut erfasst, so dass er jenen Fels, den Teufelsstein, gegriffen habe, um ihn weit – (mit donnerstarkem Brausen sei er durch die Luft geflogen) – ja, nun weiß man nicht, um ihn gegen das Kloster oder die neue Drevenacker Kirche, die er beide von seinem hohen Sitze habe sehen können, zu schleudern. Und man weiß nicht, war seine Kraft zu schwach, so dass der Stein zwischen Marienthal und Drevenack am Weselerwald zu Boden fiel und somit das Kloster nicht erreichte – oder zu ungestüm, so, dass er über Drevenacks Kirche weit in die großen Wälder flog, dahin, wo heute Wiese ist und wo er immer noch, wenn auch schon fast in die Tiefe eingesunken, liegt.“Weiterlesen →
Ich verbrachte ein Teil meiner Kindheit und auch Jugend in einem Internat. Schloss Herdringen. Herdringen ist ein kleines verschlafenes Dörfchen mit ein paar hundert Seelen im tiefsten Sauerland. Mit einer riesigen, katholischen Kirche, die in keinem Verhältnis zu dem Rest des Dorfes stand sowie drei Kneipen für all die umliegenden Bauern, einem Tante Emma-Laden und einem Büdchen, der Treffpunkt der Jugend, natürlich neben dem gelben Telefonhäuschen in der Dorfmitte, das Abends von innen beleuchtet war. Es fehlte halt in Herdringen an Straßenlaternen. Und natürlich dem besagtem Schloss. Man fragt sich: Warum so viele Fürsten damals ihre Sitze am Arsch der Welt gebaut haben. An den Grundstückspreisen konnte es wohl kaum gelegen haben.
Ich nannte so von 1975 bis 1983 das hochherrschaftliche Domizil mein „Zuhause“, genau genommen gar nicht mal so knapp. Ich möchte überhaupt nichts darüber erzählen, wie einzigartig, wie Lausbubenhaft wir waren, dass würde nicht so unbedingt der Wahrheit entsprechen. Da sind die guten alten Schneider Bücher wie „Burg Schreckenstein“ bei weitem spannender und aufregender. Wobei ich erwähnen muss, eine Ritterrüstung stand bei uns auch im Flur herum.
Internat Schloss Herdringen 1981
Schloss Herdringen
Auch war das Ganze nur halb so elitär wie es erscheinen mag. Wir lagen in der Regel mit acht Jungs in einem recht schlichten Zimmer. Dass wurde auf Dauer eng, laut und durchaus stickig. Aber dennoch kann ich die Zeit dort im Großen und Ganzen nicht als unangenehm bezeichnen, sonst wäre ich ja schließlich nicht so lange geblieben.
Mit 16 Jahren konnte man damals den Klasse 4 Führerschein erwerben und ein „offenes“ Kleinkraftrad fahren, das mit seinen ca. 6 PS es immerhin auf satte 85 km/h brachte. So eine „Pappe“ Klasse 4 war in Herdringen überlebensnotwendig, denn so ein Dorfleben war im Grunde genommen stinke langweilig.
Ich mit stolzen 16 Jahren, brauner Jacke, Helm und grüner Zündapp 50W
Stefan Steinbach mit Herkules Ultra
Da war nach dem jährlichen Schützenfest vor dem nächsten Schützenfest. Unsere Schule lag nur 50 Meter vom Internat entfernt und war hornalt, wie alt weiß ich nicht, auch weiß ich nicht wer Heinrich Knoche war, aber eine Gedenktafel hing an der Tür, die darauf hinwies, dass der Rechenmeister hier ab 1852 wirkte. Und wie es nun mal „auf“ so einem Dorf ist, Veränderung ist Teufelswerk, so hat sich auch nicht viel in dem Gebäude verändert.
Dorfschule
Dorfschule Offenes Fenster, meine Klasse
Da wir fast alle aus dem Ruhrgebiet kamen und Herdringen zum Hochsauerlandkreis zählte und ein anerkannter Luftkurort war, sahen wir Abends etwas, was uns bis dahin verwehrt wurde: Die Sterne. Über dem Pott hing Mitte der 1970er Jahre noch eine dicke, fette, gelbliche Dunstglocke, die jeglichen freien Blick nach oben versperrte. Der Nachteil in so einem Luftkurort: Ein Winter war noch ein Winter, es war Arsch kalt.
Noch echte Winter
Und wo ich gerade bei dem Thema: Sterne sehen bin. Auf dem Internat gab es auch Mädchen. Wir waren so um die 90 Schüler auf 8 Klassen verteilt. Und davon waren mal mehr, mal weniger ca. 20 Mädchen. Ein erschreckendes Verhältnis. Besonders während der Zeit der Pubertät, wenn man die Sterne sehen wollte, wie es damals Udo Lindenberg in seinem Lied: „Meine erste Liebe“ so schön besang, musste man schon nach oben schauen, dass half aber über die „schwere Zeit“ nicht.
Mädchen
Christiane Stockhausen
Margarate Sebastian
Herr Ermisch, Mathe Lehrer
Margarete Sebastian
1983 beendete ich die „Durststrecke. Ich machte Abitur und ließ das beschauliche und recht übersichtliche Dorfleben hinter mir.
Ich kann nicht wirklich negatives über diese Zeit berichten und dass ist jetzt kein verklärter Blick auf damals. Nicht nach dem Motto: „Früher war alles besser. Damals waren sogar die Gummistiefel aus Leder.“ „Die Jugend hatte noch Benehmen.“ Nein, es war einfach nur angenehm, entspannt. Aber stinke langweilig.
v. l . Uwe Knorn, Dirk Bauer (um 1980)
v. l. Dirk Bauer, Marc Hartwig (1982)
Uwe Knorrn, Andreas Fricke, Detlef Schulz
v. l. Michael Schürmann, André Jacke, Marc Hartwig, Dirk Bauer, Detlef Schulz, Stefan Steinbach, Andreas Fricke, Gabi Dirks, Uwe Knaack, Lehrer Herr Flörchinger
Als kleiner Bub entwickelte ich einen unglaublichen Faible für die guten, ollen Römer. Und so recht warum, weiß ich jetzt eigentlich auch nicht mehr. Vielleicht lag es an den Filmklassikern wie Ben Hur oder Kleopatra. An Asterix und Obelix konnte es nicht gelegen haben, denn zu der Zeit waren meine persönlichen Comic-Helden eher Fix und Foxi und ganz klar: Lupo. Meine Liebe zu den Römern ging sogar so weit, dass ich Archäologe werde wollte, obwohl, wenn ich ganz ehrlich bin, die Berufsbezeichnung nicht kannte. Während meine Altersgenossen eher nach Feuerwehrmann und Lokomotivführer tendierten, hatte mich die Liebe zu allem Römischen fest im Griff. Und ich auf die aberwitzig dämliche Frage, die Erwachsene 10-Jährigen so gerne stellen: „Was möchtest du mal werden, wenn du groß bist?“. Antwortete: „Römer“. Ich musste wohl meinen Eltern sehr lange, und dass wahrscheinlich unter lautem Geschrei und Getöse, auf den Geist gegangen sein. Nur so kann ich mir heute erklären, warum sie mit mir und meiner Leid geplagten Schwester die vielen alten, römischen Hochburgen besuchten. So zwang ich sie nach Trier, Köln, Hermannsdenkmal und schlussendlich sogar nach Rom. Wo unser Wagen recht unfachmännisch geöffnet und alles entwendet wurde, was nicht niet- und nagelfest war. Wir verbrachten, Dank diesem Meisterdieb, die meiste Zeit in der deutschen Botschaft um die nötigen Ausreisepapiere zu beschaffen, halt ein Europa ohne offene Grenzen, halt die Jahre von Bay City Rollers, Partridge Family oder anderen Absonderlichkeiten. So blieben mir die römischen Kultstätten in der ewigen Stadt weitestgehend verborgen. Im Laufe der Zeit erlahmte meine Interesse an Caesar und Co. Bis ich vor ein paar Jahren rein beruflich wieder auf sie stieß. So kramte ich meine Asterix-Hefte hervor, brachte mich auf den neusten Stand, denn allzu unvorbereitet wollte ich nun auch nicht die Aufgabe angehen. Und mit dem Wissen, gewonnen aus diesem Zweiten-Bildungsweg, stattete ich Xanten und dem Archäologischen Park ein Besuch ab. Wahrlich eine Reise wert!Weiterlesen →
Es ist nun gut ein Jahr her, dass ich meine letzte Chemo-Behandlung erleben durfte und noch heute spüre ich manchmal die Auswirkungen, die noch dadurch verstärkt werden, da ich mir, bis vor Kurzem, noch zweimal täglich Clexane spritzen musste wegen einer Lungenembolie. Besonders bei kaltem Wetter bekomme ich das unglückliche Zusammenspiel der Medikamente zu spüren. Meine Finger werden schlecht durchblutet, werden ganz weiß und Blutleer. Sie sehen krank aus. Und dann geschieht etwas komisches mit mir. Ich verstecke sie regelmäßig in meine Jacken- oder Hosentaschen. Ich muss unweigerlich daran denken, dass mir des öfteren Frauen erzählten, dass sie besonders auf die Hände eines Mannes achten. Sie schauen sie sich genau an: Sind sie gepflegt, ordentlich, sauber, nicht zu wurstig, können zupacken und überhaupt. Dann sehe ich meine weißen, hellgelben, streckenweise auch blau angelaufenen Finger und muss sie instinktiv verstecken. Dann hadere ich mit meiner Eitelkeit und kann mir ein Grinsen über mich nicht verkneifen. Irgendwie hat so eine Eitelkeit etwas an sich. Sie ist komisch, weil man selber komisch wird.
Vor drei Jahren erkrankte ich das erste Mal an Krebs. Es gab eine OP, Chemo und viel zu häufig die Aussage: „Das wird schon“. Die ganze Sache hatte nur blöderweise gestreut; es folgte noch ein Tumor, noch eine OP und da bekanntermaßen alles guten Dinge gleich drei sind, fand ich mich kurz darauf erneut auf dem OP-Tisch wieder. Dort knackten sie mir zwei Rippen, holten ordentlich Lunge raus und ließen mich mit einem unglaublich wirkungsvollen Glücklichmacher, der einen horrenden Straßenverkaufspreis erzielen würde, die Schmerzen überstehen. Nach der Meinung der Ärzte war aber nun Schluss mit Lustig und sie verordneten mir eine doppelte Portion Chemikalien. Und damit diese Menge auch rein passt, verpasste man mir einen Venenkatheter am Hals. Mir nichts dir nichts stand ich wieder mit einer Glatze vor dem Spiegel. Aber im Gegensatz zum ersten Mal, konnte ich mir diesmal nichts schön reden. „Nix war´s mit männlich“. Ich fühlte mich richtig krank. Klar, ich war krank, aber diesmal fühlte ich mich auch so. „Humor ist, wenn man dennoch lacht“, galt da für mich nicht mehr. Weiterlesen →
Gestern Abend sah ich einen wirklich bittersüßen Spielfilm über Verlust und Einsamkeit: „Mr. Morgan´s Last Love“. Kurz wurde in dem Film erwähnt, dass der Lieblingsautor unseres, in die Jahre gekommenen, Protagonisten (Michael Caine) Edward Estling Cummings war. Und mir fiel sogleich eines seiner Gedichte ein: „Ich trage dein Herz bei mir“. Und in dem Zusammenhang ein Gedicht von Elizabeth Bishop:Weiterlesen →