Jetzt gibt es ein ganz klein wenig Schwärmerei, zwei Quartiere, die nicht unterschiedlicher sein können und reichlich Bilder, Bilder und Bilder in Bildern.
War in Essen. Gut, ist jetzt nicht gerade so etwas besonderes. Bin ich aber gerne, da kommen bei mir immer schöne, alte, konfuse Erinnerungen hoch. Wo heute das viel umschwärmte ThyssenKrupp Headquarter steht, also die Ideenschmiede des Konzerns, befand sich einst ein Real-Markt. Oder Kaufland oder doch Netto? Nun, ich habe keinen blassen Schimmer mehr. Nur eins weiß ich, die Gegend sah so nicht immer aus. Westlich von meinem Moped, oder doch Osten?… egal… halt rechts davon war der Supermarkt. Und etwas weiter ein kleiner Verlag für den ich gearbeitet habe. Noch mehr rechts.
Der Verlag vertrieb Kinderbücher, aber hauptsächlich die Red Dot Design Award Bücher. Also die Gewinner von einem dieser unzähligen Designer Preisen waren darin verewigt. Peter I und ich, er hieß so, da seine wie meine Eltern uns Peter tauften und er den Arbeitsvertrag eine Minute vor mir unterschrieb, nannte Chefe ihn Peter I und mich, klar, Peter II. Tja, wer zu spät kommt im Leben… bekommt halt die Zwei. Wir beide waren seine einzigen Mitarbeiter. Der Verlag bestand aus einem Chef-Büro, einem gewaltigen Chef-Bürostuhl in dem der dürre Chef ordentlich versank , einer kleinen Küche mit Kaffeemaschine und Kühlschrank und drei großen Garagen im Hof, in denen die Bücher lagerten. Hätten die wichtigen Herren in ihren schwarzen Anzügen plus schwarzen Hemden, Socken, Schuhen und wahrscheinlich schwatten Unterbuxen vom Ruhrpott Red Dot gewusst, wo und wie ihr Bücher-Schatz aufbewahrt wird, hätte sie wohl der durch und durch gestylte Blitz getroffen. Und, hätte ich gewusst, dass ich ein paar Jahre später für die Herren in Schwarz arbeite, hätte mich Zeus Zorn getroffen. Nicht Wissen kann halt ein Segen sein.
Peter I und Peter II machten eigentlich alles, von Garage befüllen und entleeren, Buchführung, Ausliefern und Kaffee kochen, Brötchen holen. Ach ja, Brötchen holen. Da stand ich mal an der Supermarkt-Kasse und sah sie. Brot und Käse in der einen Hand und in der anderen fünf Mark. Ja, D-Mark, denn wir hatten so um 1988, also echt lang her. Darum sind meine Erinnerungen auch etwas verschwommen, aber nicht an dieses süße Mädchen, in ihrem weißen Supermarktkittel, den kurzen, dunklen Haaren, hinter ihrer Registrierkasse. Nicht, dass mein Herzchen stark kloppte, nee, nee, aber es lief schon ganz schön unrund. Und von Steve McQueen und dem Comic-Westernhelden Leutnant Blueberry, die großen Schweiger, in die Irre geführt, versuchte ich äußerst gelassen zu wirken. Männlich. Lächerlich. Nun, Schweigen ist Silber, Reden ist Gold.
Und in Gedanken stand ich nun an der Kasse, sah in diese herrlich dunklen Augen und nahm das Wechselgeld entgegen. Und dachte an meinen Filmhelden, nickte leicht. Lässig. Und stammelte so etwas unnützes wie „Danke Ma´am.“ Einige Male ging ich in den Markt, stellte mich an ihre Kasse, Kaufte Brot und Käse. Bis Chefe meinte: „Der ganze Kühlschrank ist voll mit Käse. Welcher Idiot kauft ständig Käse?“ Da fiel mir erst auf, ich ging ganz schön häufig. Ich glaube, wir aßen danach noch wochenlang nur Käse. Schön war´s. Ein Steve McQueen zu sein.
Jetzt habe ich ganz Vergessen, worüber ich eigentlich reden wollte. ThyssenKrupp. Und das Quartier. Einst standen hier, also einen kleinen Steinwurf von der Essener Innenstadt, schäbige Wohnhäuser und klar der Super-Markt, also links davon. Vorher befand sich genau hier die sogenannte Kruppstadt. Ne Gussstahlfabrik, Stahlarbeitersiedlungen und einige größere Werke. Sie wurden aber im Krieg zerstört. Heute steht hier nun das neue Hauptquartier. Nach den neusten technischen, energetischen Errungenschaften gebaut, Ich glaube, außer Bügeln und Kaffee kochen können die Gebäudekomplexe alles. Naja, ich bin mal vorsichtig, wer weiß schon, was die 400.000 automatisch gesteuerten Sonnenlamellen sonst noch alles so können, dürfen, oder heimlich so treiben. Das wissen wohl nur die Damen und Herren von den Architekturbüros JSWD Köln und Caix & Morel Paris, die das 2010 fertiggestellte Büro entwarfen. Die hatten bestimmt eine Menge Spaß daran die 25 x 28 Meter Panoramascheiben in das 50 Meter hohe Gebäude zu frickeln, die unter anderem die Offenheit, Transparenz und Kommunikationsfreude von ThyssenKrupp unterstreichen soll. Naja, ein gewisse dichterische Freiheit darf man halt auch Architekten zugestehen.
Und wo wir gerade beim Thema sind, ich persönlich gehe viel lieber ins Unperfekthaus. Nur ein paar Hundert Meter von dem Stahlriesen entfernt befindet sich das Künstler Quartier. Hier kann man, mitten in der Essener Innenstadt, in den unterschiedlichsten Ateliers Malern, Designern, Zeichnern über die Schulter schauen und wenn man mag auch Übernachten, Hotel inklusive.
Oder so wie ich, ein simpler Ruhrpott Bursche, über den Dächern Essens einfach nur Kappes träumen.
20. September 2018 um 20:28
Wow, das Unperfekthaus gefällt mir gut!! müssen wir in die Tour de Ruhr einbauen:-)) Thyssen Krupp?..na ja, is nich so meins….aber gewaltig…..lange nach meiner Zeit gebaut, haha:-)) da mag ich die alten Zechensiedlungen doch viel lieber:-)) Kindheitserinnerungen , *seufz* Liebe Grüße Corinna
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20. September 2018 um 20:45
Hallo Corinna,
Tour de Ruhr. Ich freue mich darauf. Mit dir gehe ich überall hin. Unperfekthaus, Zechensiedlungen, Kettwig…
Freue mich von dir zu hören.
Liebe Grüße, Peter
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23. September 2018 um 11:49
OHHH, dass muss ich mir unbedingt merken….und Dich dann zu gegebener Zeit dran erinnern:-)))) Liebe Grüße Corinna
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23. September 2018 um 12:46
Hallo Corinna,
wie sagt man doch so schön: Ein Mann, ein Wort.
Nur gut dass ich keiner bin 🙂
Nein. Ich folge auch so.
Freu mich und wünsche dir einen schönen Restsonntag.
Liebe Grüße, Peter
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23. September 2018 um 12:54
Nix da,:-)) aus der Nummer kommste nich mehr raus:-)) Liebe Grüße Corinna
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20. September 2018 um 20:54
DA sind ein paar richtig tolle Fotos dabei…
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20. September 2018 um 21:09
Danke. Ich freue mich total. Vielen Dank für die lobenden Worte.
Herzliche Grüße, Peter
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20. September 2018 um 22:21
Oh, Bilder von Architektur! Spannend! Obwohl ich sogar auch schon mal was mit Krupp zu tun hatte war ich da noch nie, muss ich wohl mal auf die Liste setzen.
Und deine Erinnerungen… zum schmunzeln 🙂 Danke!
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21. September 2018 um 12:09
Hallo Marita,
ich habe zu danken. Freue mich, dass dir der kleine Beitrag gefällt und ich dich zum Schmunzeln bringen konnte. Möchtest du mehr über Alte-Ruhrpott Architektur hören, in den Beiträgen Zeche Zollverein und hömma…, Landschaftspark Duisburg Nord und… sowie Zeche Nordsternpark und eine… gibt es noch einiges darüber zu lesen und sehen. Wenne magst, schau einfach mal rein.
Freue mich von dir zu hören.
Herzliche Grüße, Peter
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21. September 2018 um 8:48
Schön erzählt und tolle Bilder! Ich amüsiere mich jetzt noch ne Weile über „Ja, Ma’am“ und wünsche einen schönen Tag!
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21. September 2018 um 12:14
Hallo Frollein W.,
vielen Dank für die lieben Worte, gingen runter wie Öl. Freue mich total. Und ja, das „Ma´am“ werde ich wohl nie vergessen. Und ihr Gesicht auch nicht, ein verdammt breites Grinsen.
Lieben Dank.
Herzliche Grüße, Peter
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21. September 2018 um 11:35
Ein Unperfekthaus – was für eine schöne Idee. Sowas hat Berlin ja nicht zu bieten. 🙂
Danke für die Stadtführung.
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21. September 2018 um 12:20
Hallo Birgit,
freue mich von dir zu hören. Das Unperfekthaus ist schon ganz schön schön. Macht Spaß über die vielen Etagen zu schlendern. Und oben auf´m Dach ein Kaffee zu trinken. Muss man allerdings unten kaufen und nach oben schleppen. Hoffe, dies könnte nun Nummer drei auf deiner Ruhr-Liste werden. Ich kämpfe, dass es mehr werden 🙂
Liebe Grüße, Peter
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21. September 2018 um 21:10
Tolle Fotos und toller Artikel. Bin ich die Einzige, die bei dem ThyssenKrupp-Gebäude an Tetris denken muss? 🙂
Das Unperfekthaus würde mir sehr gut gefallen, da könnte ich glaube ich Stunden zubringen.
Schönes Wochenende von einer noch recht frischen Leserin 🙂 (nur aufs Blog bezogen, sonst nicht mehr ganz so frisch. ;-))
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21. September 2018 um 21:33
Hallo Fellmonsterchen,
vielen lieben Dank für deine lobenden Worte. ich freue mich sehr.
Tetris. Jap. Jetzt wo du es sagst erinnert mich das Gebäude auch daran. Eigentlich unverkennbar. Ist mir wirklich nicht in den Sinn gekommen. Passt aber wie die Faust auf´s Auge. Danke!
Und in dem Unperfekthaus verbringe ich gerne mal die ein oder andere Stunde.
Ist kurzweilig.
Und dir auch ein schönes Wochenende.
Herzliche Grüße, Peter
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22. September 2018 um 13:08
Wie immer spannend und tolle Bilder….und Leutnant Blueberry! An den habe ich lange nicht mehr gedacht.
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22. September 2018 um 20:19
Ay,
schön von dir zu hören und ich freue mich absolut über deine lieben Worte. Vielen Dank!
Oh ja, Blueberry, mein, ach was, der Comic Western Held. Was habe ich als Bub davon geträumt, so wie er durch die Prärie zu galoppieren.
Liebe Grüße, Peter
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22. September 2018 um 19:34
So ein Unperfekthaus hätte ich auch gerne bei uns in Weinfelden… Klasse Fotos!
LG Franz
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22. September 2018 um 20:22
Hallo Franz
vielen Dank für die lobenden Worte. Gehen runter wie Öl, freue mich sehr.
Das Unperfekthaus scheint wirklich recht einzigartig zu sein. Es macht sehr viel Spaß sich dort aufzuhalten. Vor allem, man kann immer wieder hingehen, da sich die Kunst oder auch Künstler verändern.
Liebe Grüße, Peter
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22. September 2018 um 21:13
Deine Erinnerungen sind wunderbar – und ebenso die Art sie zu vermitteln, Peter. Man fühlt schon mit – egal ob’s urkomisch, wehmütig, verwirrt oder sonstwie zugeht. ^^ Ich habe sehr über die Käseansammlungen und Steve McQueen beim Einkaufen schmunzeln müssen.
Sehr interessant, wass du über das Thyssen& Krupp Headquarter schreibst – und die Fotos dazu sind klasse! Vielen Dank für den Einblick – auch in die Entwicklung des Viertels.
Sympathischer ist mir allerdings auch die Ausstrahlung, die vom Unperfekthaus ausgeht. Was für ein farbenfrohes, lebendiges Umfeld!
Wiederum rundherum ein gelungener Mix in deinem Post! Richtig schön anzuschauen und zu lesen.
Schönen Sonntag und LG aus Hamburg!
Michèle
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23. September 2018 um 11:37
Hallo Michèle,
wenn du mich jetzt sehen könntest. Sitz vor meinem ollen Rechner und bin locker 20, ach was 30 Zentimeter, vor Freude gewachsen. Danke. Danke für das viele, schöne Lob. Das macht Spaß. Und noch mehr, dich zum Schmunzeln zu bringen. Freut mich ungemein.
Dir noch einen tollen Rest-Sonntag.
Liebe Grüße, Peter
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22. September 2018 um 23:06
Oh ja, das Unperfekthaus liebe ich innig. 🙂 Das TK Quartier, mein Mann sagt immer „Die Kathedrale des Kapitalismus“, ist zum Knipsen ganz nett (schön auch für Autos davor).
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23. September 2018 um 11:41
Hallo emschermaedel,
🙂
Danke dir!
Ohja, ein tolles Auto davor hat schon etwas, aber mein oller Opel kommt da nicht so gut und erst recht nicht mein Moped. Sieht nicht nach Kapital aus. Eher nach verarmter Adel.
Ich freue mich von dir zu hören.
Liebe Grüße, Peter
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24. September 2018 um 16:59
Das Unperfekthaus gefällt mir richtig gut! Wenn ich mal wieder in Duisburg bin, müssen wir einen Ausflug dahin machen. Peter was kennst Du denn noch alles, was ich in den letzten 20 Jahren verpasst habe oder vielleicht muss ich sogar sagen, was ich gar nicht wahrnehme? Es gefällt mir, mehr mit Deinen Augen zu sehen.
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25. September 2018 um 13:42
Hallo Simone,
freue mich! Und jap, das machen wir. Künstler schauen und Kaffee trinken.
Liebe Grüße!!
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