Gedankenwirrwarr & Ruhrpott

Meine ganz eigene Welt

Fragen auf die ich keine Antwort habe

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Ich bin mal wieder erkältet. Nase und Kopf sitzen zu und sind mit nix frei zu bekommen. So kreisen meine Gedanken auch ständig im Kreis, Na, die Formulierung der Formulierungen. So hängt einfach der eine Gedanke fest, den, wenn ich so verschnupft in mein Kissen jammere, einfach nicht raus bekomme.

Ich muss dann immer an eine, meine nicht ganz so gute Bekannte denken. Sie, ein Tacken älter, eine äußerst betrachtungswürdige Erscheinung, und obendrein auch noch verdammt klug, kreativ, kultiviert. Also, alles Dinge von denen ich mal gehört habe. Sie erzählte mir mal, dass sie einen Partner in einer Internetbörse suchte. Also einen gepflegten Burschen, der schon Begriffe wie Messer und Gabel kennt, der gelegentlich auch mal ein gutes Buch zur Hand nimmt – gelegentlich würde reichen – und, wenn er noch einen Faible für Oper, Theater oder Museen hätte, wäre er schon der Richtige. Sollte er dann noch obendrauf einen befriedigenden Koitus hinbekommen, könnte sich durchaus eine dauerhafte Beziehung entwickeln. Nachdem sie Dutzende Frösche geküsst hat, wandelte sich doch glatt einer in den erwünschten Prinzen. Sie erzählte mir unvorstellbar schwärmerisch, was für ein Prachtexemplar von Manne sie da in den Weiten des Neu.de- oder Parship-Universums gefunden hat, dass ich vor lauter Ehrfurcht auf Einzellergröße schrumpelte. Aber… und jede Geschichte hat ein „aber“… er eines Abends mit Erkältung neben ihr im Bett lag. Er tief und fest schlief, aus seinem Mund und Nase der Schnodder nur so auf´s Kissen strömte. Er noch röchelte und prustete, dass selbst die Nachbarschaft sich um den wohlverdienten Schlaf beraubt sah. Da war für sie am nächsten Morgen klar, es sich ausgeprinzt. Mit Hängen und Würgen bekam er noch einen Kaffee und dann seinen Koffer. Die Vorstellung, wenn er jetzt schon so in die Knie geht, wie ist es in ein paar Jahren um ihn bestellt sei, wenn Haut, Muskeln und der Rest erschlafft, ließ sie erschaudern und die ganze Nacht zusätzlich nicht ruhen. Man könnte es jetzt als eine harte Handlung ansehen. Ich finde nicht, besonders als ich heute mein Kissen sah. Was müsste ich alles können, tun oder an mir haben, von befriedigenden Beischlaftaktivitäten möchte ich erst gar nicht reden, damit eine Dame so ein versifftes Kissen ertragen könnte? Kann ein Mensch so lieben?

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Natürlich könnte man nun behaupten: Jung, mach dich mal nicht so nieder. Nö, ich habe schon eine gesunde Selbsteinschätzung. Ich bin ein absoluter Durchschnittsbursche. An mir ist nichts hervorzuheben. Außer, meine dicke Knollnase oder dass ich mich als Durchschnitt ansehe. Was ich schon einmal einer Ärztin bescheinigte. Sie wollte mir so einen ellenlangen Venenkatheter in meinen dürren Hals rammen und fragte mich nach meinem Schmerzempfinden. Überhaupt eine dämliche Frage, die einem ständig in einem Krankenhaus verfolgt. Ich sah dieses ca. 20 Zentimeter lange Röhrchen, welches sie gleich in mich rein stopfen wollte und sagte ganz tapfer: Durchschnitt. Bin ein Durchschnittstyp. Und sie: Bohrte ohne Unterlass. Überhaupt ist diese Fragerei nach Schmerz so merkwürdig. „Auf einer Skala von null bis zehn, welche Schmerzen haben sie?“ Jetzt mal ehrlich, was ist eine Zehn? Das Entfernen eines Beins ohne Narkose oder das gebrochene Herz durch eine geliebte Person, die sich von einem entfernt? So gab ich immer eine Acht an, da ich mir noch Luft nach oben lassen wollte und weil ein verlorenes Herz definitiv mehr wie eine Zehn ist.

Nun, diese Frage stellt sich gerade nicht, oder sie stellt sich immer. Wer weiß das schon, nur eines wusste ich. Ich musste zu einer Veranstaltung der Duisburger Kreativwirtschaft. Nicht, dass ich mich dazu gehörig fühle. Nee, die Einladung bekomme ich nur, da ich mal vor einer Ewigkeit den Fragebogen nach meiner kreativen Tätigkeit sehr großzügig, ausschweifend und mit einer gewissen dichterischen Freiheit beantwortete und die Macher nun denken, ich wäre einer von ihnen. So saß ich dort, lauschte den Worten der Kreativen und wartete eigentlich sehr ungeduldig nur auf Frei-Essen und -Trinken, da zurzeit mein Kühlschrank beides nicht hergibt. Und träumte dabei von den Bildern einer wunderbaren Unterwassertierwelt hinter Glas, die ich erst kürzlich sah. Farbenfroh, friedlich, entspannend. Und dachte nun daran, jetzt viel lieber mit einem alten Klappcampingstuhl, einem Walkman mit leiernder Kassette davor zu sitzen und mich von den ruhigen, anmutigen Bewegungen der Tiere hypnotisieren zu lassen. Stattdessen fragte man mich: Und was macht du so?…

Zitrone

Autor: rejekblog

Ich bin 1964 in Duisburg geboren und lebe fast die ganze Zeit im Ruhrpott. In meinem Blog möchte ich gerne etwas über den Ruhrpott erzählen und was hier so los ist. Und natürlich, was so in meinem Kopf los ist. Nicht viel, ich gebe es zu.

32 Kommentare zu “Fragen auf die ich keine Antwort habe

  1. Liebe ist das, was nicht aufhört, wenn mal Rotz und Wasser rinnen. Alles andere … ist eventuell eine Annäherung.

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  2. Hm, das sind aber ne Menge interessanter Gedanken, die da in deinem Hirn rumwuseln 🙂 Vielleicht wird man wirklich besser erst krank, wenn man sich schon eine Weile kennt (???) haha, ich weiß nicht. Wenn’s passt, dann passt es halt. Dann nimmt man manche Dinge hin oder gar nicht erst wahr. Oder man sieht sie mit anderen Augen. Und wenn es passt, passt auch die Beischlafaktivität … also alles keine Gedanken, die man ernsthaft durchdenken müsste, oder?

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    • Hallo Pepix,
      danke. Ich freue mich von dir zu hören. Jap, man sollte es wirklich nicht ernsthaft durchdenken. Aber die Geschichte meiner Bekannten fand ich damals und gerade jetzt witzig. Da hat man den Traummann, der alles kann, und dann scheitert es an einem Schnuppen. Weil die Gefühle, die alles erträglich machen, nicht aufkommen wollen. Tja, an so etwas denke ich dann halt, wenn ich so ohne Schmerztabletten im Bett liege.
      Liebe Grüße, Peter

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  3. Ohne zu lügen hättest Du antworten können: „Ich mache sehr gute Fotos. Außerdem bin ich kreativ beim Auffinden von Gelegenheiten zum Frei-Essen und -Trinken in kühlschrankleeren Zeiten.“;-)

    Zum ersten Teil: Mir fällt ein, daß ich mal ein Buch gelesen haben, das hatte den Untertitel „Der Terror der Intimität“ – ich bin überzeugt, daß es Situationen gibt, die man einem Partner nicht zumuten sollte. Getrennt wohnen, sich immer verabreden, die gebrauchte Unterwäsche nicht liegenlassen, sondern immer wegräumen, wenn der oder die Partnerin kommt, und nicht zuletzt bei Krankheiten darauf bestehen, daß man sich erst auskurieren muß, bevor man sich wieder besucht. Es spricht ja nichts dagegen, daß man zur Genesungszeit eine Suppe gebracht bekommt, aber das Bett teilen? Besser nicht. Das Fieberthermometer sollte man sich besser auch selbst hinten hineinstecken. Das richtige Verhältnis von Nähe und Distanz verlängert die Zeit der Leidenschaft. Verkürzt wird sie bei zu großer wechselseitiger Bemutterung.

    Gute Besserung!

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  4. Morgen ist ein neuer Tag:-)) und es kommen auch wieder gute Tage….ehrlich!!….und echte Liebe hält auch Rotz und Wasser stand…sonst ist es eben keine….und suchen kann man Liebe auch nich…..“sie “ erwischt Dich einfach……oder eben nicht:-)) …..Liebe Grüße Corinna

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  5. Junge, Junge, wenn du solche Gedanken bei einem mittelschweren Schnupfen hast, dann will ich gar nicht wissen was in deinem Kopp los ist, wenn du mal richtig krank bist. Deshalb wünsche ich dir Gute Besserung!!!
    Was das verrotzte Kopfkissen angeht, so kommen für mich nur getrennte Schlafzimmer in Frage. Dann kann jeder rotzen und furzen wie er mag, ohne dass gleich die ganze Erotik perdü geht.
    LG sk😎

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    • Ay Sweetkoffie,
      die Site heißt auch Gedankenwirrwarr. Und manchmal muss ich es auch ausleben. 🙂 Getrennte Schlafzimmer finde ich eine gute Lösung. Da kann ich ungehindert furzen und prusten und und und…
      Vielen Dank für deine Genesungswünsche. Freue mich, und ja als ich mal so richtig Nieder lag (dreimal Krebs, darum die Venenkatheter Geschichte) war meine Gedankenwelt um einiges verschrobener. Ich glaube, immer mit einem lachenden Auge. Hoffe ich zumindest.
      Liebe Grüße, Peter

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  6. uihuihuih, gute Besserung 🙂

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  7. Gute Besserung wünsche ich dir auch ! Und Oma meinte immer : wahre Liebe ist eigentlich nur Gewöhnung an den Anderen und da müsse man halt Zeit für aufbringen…sprachs und hielt es mit meinem Opa 70 Jahre aus (abzüglich 6 Jahre Kriegsgefangenschaft allerdings) …im Zeitalter von Tinder und Instagram sind solche Gedanken aber very oldschool….
    Lieber Gruss aus Hamburg von Jürgen

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    • Hallo Jürgen,
      Ich danke dir, wird schon.
      Deine Oma hat vollkommen recht. Nach einer gewissen Zeit muss man sich halt an den Anderen gewöhnt haben um seine Marotten zu ertragen. Und natürlich hat sich die Einstellung zur Partnerschaft und Ehe im Laufe der letzten Jahre geändert. Das ist auch gut so. Mein zweite Schwiegermutter, ich war dreimal verheiratet, zu ihr habe ich noch Kontakt, meinte neulich über ihren kürzlich verstorbenen Ehemann: Wäre ich nicht so katholisch erzogen worden, hätte ich mich von dem Arsch schon vor 30 Jahren scheiden lassen. Nun 60 Jahre zusammen, 30 eine Quälerei.
      Und das Internet trägt nun nix dazu bei, Wenn ein Audi gegen einen Baum fährt, ist auch nicht die Audi AG daran Schuld. Eine sorgenvolle Suche nach dem Glück, der ewigen Liebe, Selbstverwirklichung und noch ne Menge oben drauf lässt viele sehr närrisch werden. Und das Internet hilft es auszuleben. Und Erotik und Internet ist doch auch nur eine Verlagerung auf ein neues Medium. Shades of Grey. Ich bewunderte die Autorin, sie hat tatsächlich die Erotik-Klassiker aus´n 60er wie Geschichte der O oder Emmanuelle abgeschrieben und sich blöd verdient. Aber alles eben ein alter Hut.
      Ich bin dreimal an Krebs erkrankt und man sieht einfach alles gelassener. Gelassenheit verkraftet allerdings die Umwelt nicht. Das Berufsleben schon mal gern nicht. Ich habe hier drei Geschichten geschrieben. Eine unwichtige und zwei, die mir persönlich am Herzen lagen. Die Unwichtige habe ich zuerst erzählt. Sie ist wahr und ich bewundere die ca. 60 jährige Dame. Sie bringt´s aufn Punkt. Und Liebe überwindet nun wirklich nicht alles, denn Marotten können sehr zerstörerisch sein. Ich finde sie cool und ehrlich.
      Liebe Grüße, Peter

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      • Hallo Peter,
        da hast du ja krankheitsmässig echt was durchgemacht…kann dazu gar nichts sagen weil ich höchstens mal in 4 jähren einen Schnupfen habe…bewundere aber deine Standhaftigkeit…und das man dann manches anders, lockerer nimmt ist sicher wahr…bei deiner Beschreibung des Kreativtreffens inkl. Freiessen musste ich aber doch grinsen…ich habe die Hälfte des Studiums davon gelebt möglichst viele Ausstellungseröffnungen zu besuchen…vor allem wegen dem Rotwein und den Häppchen 🙂 …Nur Montag war immer ein Sch….Tag…da hatten sie alle zu und ich ass das harte übriggebliebene Brot der letzten Woche mit dem Rest der aus dem Glas gekratzten Nutella….
        Wünsche dir nochmal gute Besserung, Kopf hoch !!
        Lieber Gruss, Jürgen

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        • Hallo Jürgen,
          ich danke dir.
          Sind solche Art von Veranstaltungen nicht dafür gemacht, dass sich arme Schlucker mal wieder so richtig satt essen können?
          Mal ein Tag ohne Nudeln mit Ketchup genießen dürfen? Spaß beiseite, aber ohne das Buffet hält man es doch nicht aus.
          Liebe Grüße, Peter

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  8. Ui, schnelle Genesung! 🙂
    Ich hatte von Januar bis Februar einen Männerschnupfen, dass ich da heil rausgekommen bin grenzt an ein Wunder! 😀

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  9. Ich hoffe, dass es dir inzwischen wieder gut geht. Ich muss an dieser Stelle doch mal eine grosses Lob an alle Frauen aussprechen, die so einen Männerschnupfen aushalten. Aber ich gestehe, wenn es den meinigen mal so richtig trifft, verbanne ich ihn ins Gästezimmer. Aber er darf wieder kommen. Ist das Liebe oder Gewöhnung?

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