Mein Job-Engagement in Köln neigt sich dem Ende zu. Muss mich zwangsläufig um einen Anschlussjob kümmern. Habe zwar etwas in Aussicht. Erneut Köln, für drei Monate. Immerhin. Müsste mir also keine Sorgen machen. Sollte ich aber so langsam, bis 67 ist nicht mehr lang. Aber irgendwie habe ich gerade keine Lust mich um „zukunftspläneschmiedende, gedankenversauende“ Überlegungen zu kümmern. Habe ja immer noch die Option reich zu heiraten.
Kümmere mich lieber um meinen Köln-Abschieds-Blues. Ich hatte ein unverschämt wahnsinniges Glück. Bin halt ein Glückskind. Der Job ging so, grad erträglich, aber die Menschen, die ich kennen gelernt habe, waren schon ganz besonders einzigartig großartig. Wie sagt man so schön platt: Großes Kino. Ich hatte es noch nie erlebt, während meiner beruflichen, nicht vorhandenen Karriere, dass eine Gruppe von 15 Leuten so harmonisch hilfsbereit zusammensteht. Geschweige denn, auch untereinander miteinander einen so herzlichen Ton pflegten. Hut ab. Bald löst sich die kleine Gemeinschaft auf. München, Berlin, Norddeutschland oder sonst wohin verschlägt es dann die ein oder andere – sind überwiegend Frauen. Die Macht war mit mir. Aber jetzt heißt es Abschied nehmen. Und ich kann sagen, mein kleines Herz blutet.
Versuchte mich von meinen grummeligen Gedanken abzulenken. Und da fiel mir in meiner phantasielosen Art doch glatt das Lehmbruck Museum ein. Da läuft gerade eine Ausstellung bis September. Ein Abgesang auf die Kohleförderung. Am 31.12.2018 schließen die letzten beiden, deutschen Steinkohlebergwerke „Anthrazit“ in Ibbenbürren/Münsterland und „Prosper-Haniel“ in Bottrop, im tiefsten Pott. Und für meine eigene Gedankenwelt endet dann eine fast 700jährige Ruhrpott-Kohlen-Geschichte. 17 RuhrKunstMuseen in 13 Pottstädten nehmen daran teil. Die Lehmbruck-Sache hätte ich mir aber schenken können. Dat war mal ein Satz mit x. Schreck lass nach. Naja, es lässt sich über Kunst nun mal vortrefflich streiten. Genauso wie über die andere wichtige Frage: Wo schmeckt es besser? Burger King oder McDonalds? Es wird für beides nie eine befriedigende Antwort geben… Ganz klar. Burger King, die haben einfach die ausbalancierten feineren Geschmacksnuancen.
Aber wieder zurück zum eigentlichen Thema, viel erschreckender fand ich das junge Mädchen. Neulich. U-Bahn, Duisburg, morgens. War heilfroh über meinen Stehplatz, sogar mit festem Halt an einer Stange. Außergewöhnlich ungewöhnlich. Und sie, mit ihren kaum 14-15 Lenzen, bot mir ihren Sitzplatz an. Da schaute sie mich mit ihren großen, braunen, unschuldigen Kulleraugen an und fragte doch glatt: „Möchten Sie sich setzen.“ 19.07.2018 um 6.55 Uhr hatte ich es amtlich, ich bin hornalt. Muss mir aber so was von flucks eine feuchtigkeitsspendende Nachtcreme besorgen, damit ich morgens wenigstens optisch wie das blühende Leben aussehe, bzw. den Anschein erwecke. Und – aufschreiben, nicht vergessen – eine Gurke für die Äuglein. Täuschung ist alles.
Danach war ich aber mal so richtig grummelig. Also doch die Gedanken mit Motorrad fahren vertreiben. Ich gib´s zu, nicht gerade eine Schönheit. Aber mit viel Liebe zusammengebaut und seit Jahren gepflegt. Wie der Herr, so das Gescherr. Stundenlang durch den Niederrhein gedüst. Um den Mist aus´m Kopp zu bekommen. Hat funktioniert. Moped hilft immer. Auf sie ist Verlass. Halt ein altes Mädchen.
Da kam das kleine, aber feine Duisburger Stadtfest wie gerufen. Auch wenn es nicht unbedingt jedermanns Sache ist. Nach Köln ist so ein Dorffest die reinste Entspannung. Hier dreht sich die Welt langsamer. Endlich muss ich nicht wie Haindoof in den nächsten Coffee-Shop hetzen, nur um mit den Großstädtern Schritt zu halten, wobei mich schon ältere Damen mit Rollator zur Seite schimpften.
Und, da ich von Musik und bunten Lichtern noch nicht genug hatte. Marschierte ich Samstag schnurstracks Richtung Düsseldorf, das riesige Rheinwiesen Kirmes Spektakel. Da würde mein Schneckentempo bei den Menschenmassen nicht auffallen. Hätte ich es auf die andere Rheinseite geschafft. Blieb im Uerige kleben. Die Altbier Kneipe schlechthin. Seit 1862 braut man wie einst sein Gründer Wilheln Cürten das bittere Gebräu. Und da der Bursche bekannt für seine ewige schlechte Stimmung war, nannten die Düsseldorfer die Kneipe und das Bier einfach „Uerige“, Düsseldorfer Platt für „Schlechte Laune“ oder „der Unleidliche“.
Nun. Mein „Grummeln“ war endgültig verschwunden.
22. Juli 2018 um 22:22
Es war sicher gar nicht so einfach, das innerliche Grummeln abzuschütteln. Wenn ein Job in so angenehmer, herzlich-friedlicher Gemeinschaft endet, fällt es nicht nur schwer, sondern enorm schwer.
Peter, Sie haben sich aber nicht unterkriegen lassen und einige Versuche unternommen, um den Kopf ein wenig frei zu bekommen. Es freut mich, dass es glückte!
Ihre schönen fotografischen Eindrücke aus dem Pott (und vom Moped) haben mir übrigens sehr gefallen!
Alles Gute bezüglich Folgejob, und ich drücke ebenfalls die Daumen für erneut nette Kollegen!
Lieber Gruß aus Hamburg!
Michèle
PS : Grämen Sie sich nicht, wenn Ihnen ein Platz angeboten wird. Das hat nicht immer etwas mit hohem Alter oder dem „alt aussehen“ zu tun. Manchmal sehen einem Mitmenschen auch an, dass man an einem Tag sehr erschöpft oder irgendwie nicht gut drauf ist und bieten daraufhin die Sitzgelegenheit an. Sie können natürlich trotzdem mit Creme und Gurke herumhantieren. ^^
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23. Juli 2018 um 13:00
Ich danke Ihnen und freue mich sehr von Ihnen zu hören.
Naja. Geglückte scheint mir gerade doch etwas übertrieben. Ich bemühe mich. Los zu lassen.
Eine Gurke habe ich mir tatsächlich gekauft. Habe sie aber gegessen, schien mir doch gerade sinniger zu sein. Da steht vielleicht plötzlich meine Vadda unangemeldet in meiner Wohnung und ich sehe ihn nicht kommen, weiß nicht. Mir zu riskant. Dann doch lieber mit Zwiebeln und Essig und Öl. Spaß beiseite. Vielen Dank!
Liebe Grüße, Peter
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23. Juli 2018 um 1:46
Och – das tut mir leid, daß Du nicht mehr in Köln tätig bist, schließlich habe ich davon mit Gewinn partizipiert: Heute war ich auf dem Sachsenring und in der Severinstr., um die von Dir geposteten Graffiti zu fotografieren, vielen Dank nochmal für den Tipp.
Burger King, da stimme ich Dir vollkommen zu.
Wenn Du mit weißer Nachtcreme im Gesicht und Gurkenscheiben auf den Augen in der U-Bahn stehst, kriegst Du immer einen Platz angeboten, nicht mit Rücksicht auf Dein Alter, sondern aus Angst. Tipp: Abschminken, dann halten Dich alle für das blühende Leben. Andererseits ist Sitzen natürlich besser als Stehen;-).
Stimmt, Dein Moped sieht …. eigenwillig aus. Man könnte auch sagen: Es hat Charakter.:-)
Insgesamt: Schöne Fotos!
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23. Juli 2018 um 13:07
Ohja, bald ein Leben ohne Köln tut mir auch leid. Habe Köln, bzw. die Kölner lieben gelernt. Und Severinstraße, jap. Mein Gott, sitze dort seit Monaten und trinke meinen Mittagskaffee und vergesse den Namen. Dat Alter.
Abschminken?! Hätte den Beipackzettel zu Ende lesen sollen. Ich ahnte doch, da stimmte etwas nicht so richtig. Die Sache hat einen Hacken.
Und Charakter? Gefällt mir.
Vielen lieben Dank, Peter
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23. Juli 2018 um 21:19
Vielleicht war ja das junge Mädchen einfach nur kurzsichtig:-))))) aber ich zucke auch immer zusammen, wenn mich junge Leute „siezen“…watt willse machen….und das Moped ist cool!! und vielleicht ist doch der nächste Job wieder in Köln:-)) liebe Grüße Corinna
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25. Juli 2018 um 13:25
Cool? Stimmt. Dann doch nicht: Wie der Herr, so das Gescherr… 🙂
Liebe Grüße. Peter
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24. Juli 2018 um 15:44
Wenn etwas beendet ist, beginnt was Neues. Sei neugierig.
Um den Kopf frei zu bekommen ist Motorradfahren immer gut. Im Sommer bin ich fast jeden Abend, nach Schluss meiner Arbeit gefahren. Danach hatte ich immer das Gefühl, ich hätte Urlaub gehabt. Die Urlaube mit dem Motorrad gehörten zu den Schönsten. Dein Motorrad ist ja immer wieder schnell zu erkennen😜
LG und viel Glück, bei dem was kommen wird.
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25. Juli 2018 um 13:29
Danke dir! Oh ja Moped fahren ist wie Urlaub, Stimmt, die gute alte BMW fällt auf, die nimmt mir so schnell keiner weg.
Was Neues? Wechsle zu häufig die Gruppen, Job bedingt. Daher weiß ich, Neues leider nicht gleich gut. Daher trauere ich dem Guten gerade nach. Aber vielen, vielen Dank.
Herzliche Grüße aus´m Pott
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