Es gibt sehr viele, gute Gründe, wenn man mal in Duisburg ist, den Landschaftspark Nord zu besuchen.Sich das olle Stahlwerk ansehen. Vor allem bei Nacht, wenn der Park sich so richtig durch die Illumination des britischen Künstlers Jonathan Park von seiner besten Seite zeigt und so herrlich bunt vor sich hin strahlt.
Aber wenn man mal richtig Lust auf längst vergangenes Pott-Bergbau-Feeling verspürt, das heute noch sichtbar, spürbar und erlebbar ist, sollte man in das nahegelegene Hamborn reisen. Es sind nur schlappe zwei oder drei Kilometer und schon ist man wech vom Stahl hin zur Kohle.
Hamborn wurde schon um 1870 vom Bergbau geprägt und überall finden sich Spuren. Neben der alten Schachtanlage Thyssen 1/6 im Zentrum gibt es einige wunderbar gut erhaltenden Zechensiedlungen wie das Dichterviertel.
Das Dichterviertel, dessen Straßen nach großen deutschen Dichtern und Denkern benannt wurde, ich meine kürzlich gelesen zu haben, dass eine nun nach mir… ach, lassen wir das, wurde zwischen den Jahre 1905 und 1918 errichtet. Damals baute das Bergbauunternehmen „Gewerkschaft Deutscher Kaiser (GDK)“ auf einer Fläche von 15 ha 370 zwei- und dreigeschossige Gebäude für die zahlreichen neuen Arbeitskräfte der Schachtanlage Friedrich Thyssen 1/6 in Alt-Hamborn.
Typisch für das Viertel sind der regelmäßige, rechtwinklige Siedlungsgrundriss und die Blockbebauung sowie die gut erhaltenden Jugendstilelementen, die alleeartige Straßenbegrünung und die Blockinnenbereiche mit kleineren Stallungen bzw. Vorratsschuppen. Große Gärten dienten den Familien für die Selbstversorgung.
Die Ziegel stammen aus der zecheneigenen Ziegelei. Die Wohnungen bestanden aus zwei Zimmer, Wohnküche und Toilette. Nun hab ich keine Ahnung wie die guten Stuben heute aussehen, mich wollte keiner reinlassen. Aber die Hinterhof-Gärten haben sich nicht wirklich groß geändert, falls es schon damals Gartenzwerge gab. Die Wäsche flattert allerorts im Wind und die Damen des Hauses werkeln in den Gärten und pflanzen Gemüse an als ob es Aldi und Co in der Nachbarschaft nicht gäbe. Eine Zeitreise.
Kinder spielen auf den unzähligen Spielplätzen und dennoch herrscht eine Ruhe, dass man eine Fliege husten hören kann. Man sitzt auf den Treppen, Stühlen zwischen Blumenkästen und schwätzt mit dem Nachbarn über die wirklich wichtigen Dinge des Lebens: Hasse noch ne Kanne Bier? Eine Frau erklärt mir, hier gibt es keine freien Wohnungen, alles vermietet. Und ich verstehe auch warum. Pott Idylle.
Die noch von den vielen Büdchen untermauert wird. Da trinkt man stilecht auf´m Goetheplatz sein Köpi oder besorgt sich Kippen auf der Schillerstraße, liest schnell noch wichtige Zitate auf´m Stromkasten und freut sich auf seine schöne, urgemütliche Welt.
11. Juli 2018 um 13:31
Sehr schöne Fotos, … vom Alltag!
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12. Juli 2018 um 18:40
Danke. Ich freu mich.
Herzliche Grüße aus´m Pott
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