Gedankenwirrwarr & Ruhrpott

Meine ganz eigene Welt

Meetings

3 Kommentare

Eine blöde Woche. Ich meine damit eine wirklich richtig blöde Woche. Bis jetzt. Nur Besprechungen oder Meetings. Das Leben besteht entsetzlicher Weise fast nur aus Wiederholungen. Schlimmer noch als ZDF_neo, das uns mit Begeisterung hornalte Krimis vorsetzt und dann hornalte Programmdirektoren sich selbst beweihräuchern, weil sie glauben, sie sprächen damit ein junges Publikum an. Als ob sich die Millennium Kinder für ein Wiederholung von „Wilsberg“ aus dem Jahre 1999 interessieren würden.

Vor Jahren habe ich irgendein Blödsinn verzapft, der ins Französische übersetzt werden sollte. Und die französische Übersetzerin rief mich an und fragte: Wie das Wort „Arbeitsleben“ in dem Zusammenhang zu verstehen sei? Eine direkte Übersetzung gäbe es so in ihrer Muttersprache nicht. Und ich dachte nur: Die Franzosen haben recht. Arbeit und Leben, zwei Dinge die sich ausschließen. Nur wir Deutschen erfinden so ein krudes Wort. In dieser Woche habe ich mal wieder gemerkt, das Arbeit ein notwendiges Übel ist. Ich musste an die biblische Story von der „Vertreibung aus dem Paradies“ denken, die, so nach der Meinung einiger Wissenschaftler, andere Wissende, was nun mal halt so üblich ist, vertreten natürlich eine andere Theorie, ca. 10.000 Jahre alt sein soll. Sollte man die Keilschrift ordentlich datiert und entziffert haben. In Stein gehauen haben sich die ollen Sumerer da wohl schon über die Unsinnigkeit des modernen Arbeitsleben beklagt. 8.000 v. Chr. baute sie die erste größere Siedlung. Ließen ab vom Jagen und Sammeln, sondern schufteten lieber auf Feldern, in Tierställen und kloppten Steine für ne Stadtmauer. Und nach ein paar Jahren in der Moderne jammerten sie hinter der guten, alten Zeit hinterher. Wo man morgens aufstand um dann auf die Jagd zugehen. Wo man noch ganz Mann sein durfte, ein richtiger Naturbursche. Wir haben uns halt selber aus dem Paradies vertrieben. Heute weiß man, dass die ersten Siedler härter arbeiteten, ungesünder lebten und viel früher starben wie ihre wilden Vorgänger. Tja, halt die erste moderne neue Welt.

Erst viel später fand sich die Geschichte als „Garten Eden“ in der jüdischen Bibel wieder. Nun, sie gingen wohl den selben Weg. Man lernt halt nicht aus der Geschichte, man übernimmt nur die Geschichten. Und die beklagenswerte Veränderung der Arbeitswelt erinnert mich an Marx und Engels „Entfremdung der Arbeit“. Auch alles nur eine Wiederholung. Na gut. Ich gebe zu, etwas hart zusammen gefasst, aber am Ende läuft es doch darauf hinaus, dass wir uns seit Tausenden von Jahren über den Mist, den wir erfunden haben, ärgern. Jetzt sitze ich seit zwei Tagen in Besprechungen und höre dem hohen Klagelied von Damen und Herren zu, die sich vor 14 Tagen ihr absehbares Problem selber eingebrockt haben. Falsche Selbstwahrnehmung.

Ich sitze schon seit fast 25 Jahren mehr oder weniger in solch einer Art Meeting und das einzige, was mich hin und wieder überrascht: Sind die Kekse. Der Rest ist eine immer wiederkehrende Endlosschleife. Eine stetige Wiederholung. Erst erklären mir die Herrschaften, vollkommen inbrünstig, wie wichtig sie sind, dann folgt die Euphorie auf das Kommende und dann die Erkenntnis, dass sie selber überhaupt keine Entscheidungsgewalt haben. Ein lustiger Zeitvertreib – für die Chefs. Ich würde mir gerne die sumerischen Steintafeln schnappen und in Keilschrift unten ihren Texten klopfen: „P.S. Es hat sich nichts geändert.“

Vor ein paar Tagen habe ich eine Abhandlung gelesen, indem der Herr damit begann: „Vor einer Milliarden Jahren entstand das erste Leben auf der Erde“ und damit endete: Und, was haben wir daraus gemacht?“ Und ich nun darunter schreiben werde: „P.S. Wir haben Meetings erfunden!“

Autor: rejekblog

Ich bin 1964 in Duisburg geboren und lebe fast die ganze Zeit im Ruhrpott. In meinem Blog möchte ich gerne etwas über den Ruhrpott erzählen und was hier so los ist. Und natürlich, was so in meinem Kopf los ist. Nicht viel, ich gebe es zu.

3 Kommentare zu “Meetings

  1. Ich kenne, bzw. erlebte das bis zum Jahresewechsel auch. Seit über vierzig Jahren:
    Tagungen, vertriebliche Zielansprachen, Umsatzzahlen, und immer wieder neue Ideen in alten Schäuchen.
    Und – und das finde ich an deiner Schilderung herrlich – irgendwann hörte ich überhaupt nicht mehr zu und interessierte mich mehr für das, was es dabei so an Annehmlichkeiten gab: Kekse, Give-aways….
    Die Seitengespräche mit anderen „Betroffenen“ waren das Salz in der Tagungssuppe.

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    • Wie man liest, bist du auch so ein leidgeplagter Besprechungs- / Meetings-Geschädigter. Give-aways, die habe ich ganz Vergessen. Stimmt. Ich glaube ich habe mittlerweile mehr Kugelschreiber in meiner Schublade liegen wie so eine Kugelschreiber-Fabrik im Jahr produziert. Ich sollte mal ein Album anlegen, andere haben Fotoalben und ich halt so was. Später kann ich darin blättern und sagen, ach ja damals…. Du musst nur noch bis Ende des Jahres? Ich beneide dich! Ehrlich!

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