Samstagabend, 21.00 Uhr. Es regnet, ist kalt und ich habe keine Lust mich zu bewegen. Ich sitze auf meiner Couch, starre ins Leere und ich weiß, ich sollte eigentlich noch Kaffee kaufen. Der reicht nicht mehr bis Montagmorgen. Vielleicht noch 3-4 Tassen, dann ist finito. Was heißt das für mich, wenn ich jetzt nicht gehe? Montag stehe ich um 7.00 Uhr an der Ladenkasse des Supermarktes. Ohne eine Tasse Kaffee und ich werde es bereuen jetzt nicht gegangen zu sein. Und bevor ich dann gehe in der Früh, stelle ich mir die quälende Frage: Vorher noch rasieren und Zähne putzen? Man will ja schließlich bei der Dame hinter der Registrierkasse einen guten Eindruck hinterlassen. Aber vor dem ersten Kaffee die Zähne reinigen? Dann schmeckt der schwarze Wachmacher nach dem zahnärztlich empfohlenen Reinigungsmittel. Das geht gar nicht.
Ich liebe Kaffee. Ich mag den Geschmack und den möchte ich mir nicht durch die säubernde Creme trüben oder nehmen lassen. Habe schließlich jahrelang experimentiert, wie ich für mich den richtigen morgendlichen Kaffee zubereiten kann. Wie er schmecken, riechen, aussehen soll. Dass ich, und nur ich, den richtigen Start in einen, in meinen, neuen Tag finde.
Es kommt auf die Maschine an, wie verarbeitet sie das Wasser, wie erhitzt sie es und natürlich ganz klar auf die Bohne. Die Bohne ist das A und O. Edel muss sie sein und vorbildlich geröstet mit einem starken Geschmack. So wie es die Türken schon vor einer Ewigkeit vor den Toren Wiens getrunken haben. Ich habe meine Mischung nach Jahren gefunden und nur ein Geschäft führt diese meine Marke.
Und jeden Morgen begehe ich das gleiche Ritual, wie ein alter Zen-Zeremonienmeister übe ich meine einstudierten Handgriffe aus. Problemlos. Traumwandlerisch. Ich fülle ein Tasse mit kalten Wasser, nicht zu kalt, denn dass kann die Maschine nicht so gut verarbeiten. Zum erhitzen sollte sie nicht länger als 2 Minuten brauchen, denn nur dann hat das Wasser die richtige Temperatur um all die so wohltuenden Geschmacksstoffe der Bohne zu entfalten und zur Wirkung kommen zu lassen. Ich stelle also die Tasse in die Mikrowelle, den Apparat auf zwei Minuten, sehe durch das Fenster wie sich das Gefäß unter lautem Surren dreht und warte in leicht meditativer Stimmung ab. Nach dem Pling nehme ich die Tasse und führe dem heißen Wasser zwei gehäufte Teelöffel Kaffeepulver meines Netto-Instant Kaffees „Edel Mocca“ zu. Fertig ist das Gebräu. Und die erste Hürde des neuen Tages ist genommen.
Aber jetzt hocke ich auf der Couch, träge, faul und ganz entspannt. Die Vorstellung mich zu erheben, die Couch zu verlassen und die 50 Meter zum Netto-Markt zu gehen strengt mich schon an. Habe mir gerade den neusten Star Trek Film herunter geladen. Die neusten Abenteuer von Captain Kirk junior in den unendlichen Weiten des Weltraums warten. Und auf mich warten die unendlichen Weiten des Netto-Marktes. Ich schaue zum Fernseher und denke: Zwei Abenteurer unter sich. Helden in Aktion. Es kann nur einen geben und lasse James T. Kirk den Vortritt.
Montagmorgen. Ich stehe unrasiert und mit schlechtem Atem an der Netto-Kasse. Und bereue.