Gedankenwirrwarr & Ruhrpott

Meine ganz eigene Welt

Schuhkauf

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Unglaublich! Wirklich unglaublich. Die Zeit vergeht wie im Flug. Obwohl Zeit eine Konstante ist. Na gut, nach Einstein nicht. Aber ich sag mal, hier in Mitteleuropa schon, dass behauptet wenigstens mein Funkwecker und der hat sich morgens bis jetzt nie geirrt, auch wenn ich das Gegenteil jedes mal denke, fühle und im Spiegel erlebe. Da war eindeutig die Zeit zu kurz oder die Zeit zwischen den Blicken in den Spiegel müssen Jahre gewesen sein, denn aus irgendein unerfindlichem Grund sah ich gestern eindeutig viel jünger und besser aus. Aber ich schweife gerade ab. Die Zeit ist gekommen. Mein ganz persönliches Grauen naht. Schuhkauf. Mein Gott, ich habe mir doch erst vor gar nicht allzu langer Zeit Schuhe gekauft. Anfang 2014 und jetzt schon gibt dieser Neuerwerb seinen Geist auf. Asia-Ware „Made in Germany“ möchte ich dazu sagen. War ganz klar rausgeschmissen Geld. Ich meine: man steht morgens auf, zieht die Schuhe an und nach keinen Tausend Tagen geben sie auf. Man stelle sich mal vor, man steht morgens auf und die Füße geben auf, da redet doch auch keiner mehr…. ach was weiß ich. Es läuft gerade „Ashes to Ashes“ von Bowie im Radio. Passt! Jetzt bin ich schon wieder vom Thema wech. Kaufen. Erinnert mich daran, dass ich erst im Sommer mir eine neue Jeans zugelegt habe. Eine Zweithose, da die erste andere Zweithose als solche nicht mehr zu gebrauchen war und die Ersthose in die Wäsche musste. Es hatte also halt eine gewisse Dringlichkeit. Kurzentschlossen ins Geschäft und auf die schnelle eine Levis 527 Größe 32/32 erwerben und das Thema ist vom Tisch. Trage seit Jahren diesen Typ mit einer gewissen variablen Größennummer. Ich würde jetzt lügen, wenn ich damit die Beinlänge meine. Aber diese blöde Ami-Firma hat sich auch dem Modediktat unterworfen und das Model vom Ladentisch genommen und schon sah ich ganz schön blöde aus. Auf einmal war ich mit so abstrakten Nummer wie 511 und 514 oder Namen wie Slime Line und Slime Fit Line konfrontiert. Also versuchte ich mein Glück mit den Buchsen in der Umkleidekabine, ein großes Wort für dieses kleine Räumchen. Die Enge des Kabuffs passte sich den Hosen an. Bei dem kläglichen Versuch, in gebückter Haltung meine Quadratlatschen durch die engen Stumpen zu drücken, stieß ich andauernd mit meinem Hintern gegen den kalten Spiegel und drohte, auf einem Bein stehend, auch noch ständig gegen diesen zu klatschen, was die ganze Sache noch mehr zu einem unvergessenen Kauferlebnis machte. Und irgendwo in den Verkäufsräumen dieses First-Class-Einkaufstempels las ich einen Werbespruch mit dem Motto: „Tauchen sie ab in eine neue Erlebniswelt“, was das ganze gerade für mich noch absurder machte. Nach getaner, schweißtreibender Arbeit steckte ich in dieser Hose und kratze meinen ganzen Mut zusammen und traute mich aus der Kabine in die Öffentlichkeit und vor einem Spiegel, der natürlich auf der anderen Seite dieser Shopping-Mall befand und alle anderen Kunden, die mich jetzt sahen, den Begriff „neue Erlebniswelt“ endlich verstanden. Da stand ich nun vor dem Spiegel mit meiner Slime-Line und dachte sofort an die Fleischereifachverkäuferin, die gestern, nachdem ich nach Brühwürstchen fragte, freundlich nach hackte: Die extra dünnen?“ und ich dachte: Wie mögen die wohl aussehen?“. Jetzt wusste ich es. Ich sah meine Beine und ich verstand. Es fehlte nur noch der Naturdarm und man hätte das Ganze als Bioware, „wir kennen die Sau mit Namen“, über die Ladentheke als „extra-super-slime“ reichen können. Geschwind zurück in diesen Abstellraum und raus aus dieser Zwangsjacke für Beine in der ich steckte und jetzt feststeckte. Mir hatte keiner gesagt, dass man zum entfernen dieser Hose eine zweite Person braucht. Mit dem Hintern am Spiegel klebend versuchte ich wenigstens einen Fuß durch das Hosenende zu ziehen und dachte dabei an das Mädchen mit der ich vor einer Ewigkeit schnellen Sex haben wollte und sie ein gefühltes ganzes Leben an meinen Cowboy-Stiefeln zerrte, da ich vergaß meinen hölzernen Stiefelknecht in die Kneipe mit zunehmen, was mir seitdem eine Lehre war und seit jenem Tag sich jedes junge Fräulein fragte: Was hat der wohl in der Umhängetasche?“ Bei dieser Hose und so ungelenk wie ich heute bin, wäre ich wohl jungfreulich in die Ehe gegangen. Mit Schmerzen in den Beinen und krummen Rücken brachte ich die Hose zurück und entschied mich nun für eine 501er, denn in der sah ich mal vor 30 Jahre gut aus. Ab in die Buchse und vor einen Spiegel. Was ich natürlich nicht bedachte, zwischen den Blicken in einem Spiegel mit diesem blauen Gewand lagen nun wirklich, wirklich viele Jahre. Und wäre nun in diesem traurigen Moment noch eine Young-Fashion Fachverkäuferin, die meine Tochter oder Enkelin hätte sein können, aus dem Nichts an meine Seite getreten und hätte mir ins Ohr gesäuselt“ „Die steht Ihnen aber gut!“ hätte ich jetzt eine Klage wegen Beleidigung und unzüchtigem Benehmens gegenüber „Fachverkäuferinnen“ am Hals. So marschierte ich Tage später mit einer dreckigen Ersthose am Hinter und defekter Zweithose im Beutel zu einer Schneiderin, die mir dann erklärte: „Scheiden tut weh. Da hilft auch keine OP.“ Jetzt bin ich stolzer Besitzer einer 501er 31/32, nachdem ich mich zwischenzeitlich über die unterschiedlichsten Blautöne schlau machen durfte. Mit dieser Erfahrung stecke ich meine ramponierten Schuhe in einen Beutel, besuche voller Hoffnung einen Schuster und hoffe auf eine Not-OP.

Autor: rejekblog

Ich bin 1964 in Duisburg geboren und lebe fast die ganze Zeit im Ruhrpott. In meinem Blog möchte ich gerne etwas über den Ruhrpott erzählen und was hier so los ist. Und natürlich, was so in meinem Kopf los ist. Nicht viel, ich gebe es zu.

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